"Ich wünsche mir" - Gedanken einer Berliner Mutter zum Schulanfang

06. Aug 2012

"Ich wünsche mir" - Gedanken einer Berliner Mutter zum Schulanfang

"Aus dem Bauch heraus", sagt Katharina Bayer, hat sie aufgeschrieben, was sie sich als Elternteil zum Schulanfang wünscht. Keine großen Worte oder der Ruf nach goldenen Türgriffen. Die Schlichtheit, die Bodenhaftung und der Blick für das Wesentliche machen den Text so zauberhaft. Er spricht uns aus der Seele und wir möchten Ihnen diesen "Brief an die Welt" nicht vorenthalten. Voilá:

von Katharina Bayer

Hallo, mir ist heut mal danach meine Wünsche an die Schule zu formulieren. Einfach so ins Blaue hinein. Weil ich Mutter bin und mich für unser Bildungssystem interessiere:

Ich wünsche mir, dass die Schule für Kinder so ist, dass sie angstfrei und gerne dorthin gehen.

Ich wünsche mir eine Schule die versteht, dass Lernen mehr ist als schnödes Auswendiglernen. Ich wünsche mir Projekte zu Themen die Kinder interessieren. Dabei kann man so wunderbar schreiben, lesen, rechen lernen. Zusammenhänge begreifen. Ein Thema vielfältig mit unterschiedlichen Methoden erarbeiten. Die Idee ist nicht neu, aber warum wird es nicht ständig an Regelschulen umgesetzt. Lächerlich, einmal im Jahr Projektwoche.

Ich wünsche mir, dass die Bedürfnisse von Kindern als wertvoll und nicht als störend erkannt werden. Ein Kind das hibbelig ist hat viel Energie. Wie wäre es mit dem Bau eines Baumhauses? Da braucht man Kraft und viel Konzentration. Wie wäre es mit Bewegung überhaupt und draußen?

Ich wünsche mir Erwachsene, die dort gerne arbeiten, die Spaß mit den Kindern haben. Die erkennen, dass jedes Kind wahnsinnig viel Potential hat. Dass der Satz: “die Kinder dort abholen wo sie stehen“ nicht einfach nur daher gelabert wird, sondern gelebt wird. WERTFREI. Dass es nicht darum geht welches Kind schon weiter ist.

Ich wünsche mir, dass Kinder in der Schule Zuwendung erfahren. Dass sie gestärkt und ermutigt werden.

Ich wünsche mir genug Mitarbeiter, damit auch die stillen Kinder Beachtung finden. Ich wünsche mir Achtung für die Kinder, dass jedes Kind gesehen wird.

Ich wünsche mir, dass die Kinder ihre (Frei)Zeit in der Schule nicht absitzen müssen. Ich wünsche mir ein vielfältiges Angebot. In all möglichen Bereichen.

Ich wünsche mir gesundes, leckeres Essen.

Ich wünsche mir Platz.

Ich wünsche mir einen tollen Außenbereich, der nicht fertig ist, sondern mit den Kindern gestaltet wird.

Ich wünsche mir, dass Schule sich öffnet. Für ihr Umfeld. Da können tolle Projekte entstehen.

Ich wünsche mir, dass Eltern nicht als nervig empfunden werden, wenn sie ihre Wünsche formulieren. Sondern als Bildungspartner gesehen werden. Eltern mit „so hohen Ansprüchen“ sind doch prima, die interessieren sich für ihr Kind. Die packen bestimmt auch mit an.

Ich wünsche mir, dass anspruchsvollen Eltern nicht gesagt wird, dann müssen Sie an eine Privatschule, das können wir hier nicht leisten.

Ich wünsche mir, dass es Chancengleichheit gibt. Dass alle Kinder die Möglichkeit bekommen, ihre Stärken zu entfalten.

Ich wünsche mir, dass dieses Land genügend Mittel (Geld!) zur Verfügung stellt, damit gute Schulen realisiert werden können.

Ich wünsche mir, dass neue Konzepte und Ideen gut durchdacht und professionell begleitet werden. In gebundenen Ganztagsgrundschulen brauchen die Kinder viel Raum, engagierte Pädagogen und ausreichend Angebote, damit die Schule zu einem ganzheitlichen Lern- und Lebensort werden kann.

Ich wünsche mir, dass Inklusion selbstverständlich ist.

Ich wünsche mir, dass die vielen guten Ideen und Ansätze in Deutschland endlich umgesetzt werden.

Ich ertrage es nicht mehr, dass dieses reiche Land so ignorant gegenüber Kindern und Familien ist!

Katharina Bayer ist Mutter eines Grundschul- und eines Kitakindes. Mit ihrer Familie lebt sie in Charlottenburg. Ihr Brief erreichte uns über Facebook.

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