11. Mai 2022
Viele Hochschulen in Deutschland bieten mittlerweile die Möglichkeit, auch ohne die Allgemeine Hochschulreife ein Studium aufzunehmen. Sogar Medizin und Pharmazie sind unter den Studiengängen. Die Zahl der Studenten ohne Abitur wächst.
Vor allem für bildungspanische Eltern und ihre Kinder dürfte das eine interessante Information sein: Für Leute, die vor dem Abitur erst mal Richtung Berufsausbildung abbiegen, ist nicht „alles verloren“. Von den insgesamt 19.500 Studiengängen in Deutschland können rund 8.000 auch ohne allgemeine Hochschulreife aufgenommen werden.
„Personen ohne Hochschulreife wird die Aufnahme eines Studiums aufgrund der mangelnden Transparenz in Deutschland sehr schwer gemacht“ stellt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) fest. Die Situation im deutschen Hochschulsystem ist aufgrund des Bildungsföderalismus geprägt von einer großen Unübersichtlichkeit der Zugangsvoraussetzungen in den Bundesländern. Zudem legt jede Hochschule individuell fest, in welchen Studiengängen sie unter welchen Bedingungen Nicht-Abiturienten aufnimmt.
Mit dem Online-Studienführer „Studieren ohne Abitur“ hat das CHE gemeinsam mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft ein nicht kommerzielles Portal für Studieninteressierte ohne Abitur und Fachhochschulreife aufgebaut, das dieser Zielgruppe detaillierte Informationen zu Studienmöglichkeiten in Deutschland gibt.
Der Online-Studienführer ermöglicht eine auf individuelle Bedürfnisse abgestimmte Suche nach Studienangeboten gegliedert nach Bundesländern und nach Hochschulen. Ferner werden Informationen zu hochschulpolitischen und rechtlichen Entwicklungen sowie Finanzierungs- und Vernetzungsmöglichkeiten bezogen auf das Studieren ohne Abitur in Bund und Ländern bereitgestellt.
Fehlende Hochschul- oder Fachhochschulreife kann in Deutschland seit rund zehn Jahren durch Berufserfahrung ausgeglichen werden. Die meisten beruflich qualifizierten Erstsemester schreiben sich anteilig in Thüringen, Hamburg und Bremen ein. Erstmals beginnen mehr Frauen als Männer ein Studium ohne Abitur.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Studienanfänger ohne Abitur mehr als vervierfacht. Schrieben sich im Jahr 2002 noch 3.240 beruflich qualifizierte Erstsemester ein, sind es mit aktuell 15.161 so viele wie nie zuvor. Damit klettert auch deren Anteil an allen Studienanfängern im Bundesgebiet auf ein neues Hoch von 3,1 Prozent. Die Zahl der Studierenden ohne Hochschul- und Fachhochschulreife ist gegenüber dem Vorjahr um 2.060 Personen auf nun rund 66.000 gewachsen. Das entspricht einem Anteil von 2,2 Prozent an der gesamten Studierendenschaft in Deutschland.
Die Bedeutung der Universitäten nimmt im Vergleich der Hochschultypen stetig ab. Entschieden sich 2011 noch die Hälfte aller Erstsemester ohne Abitur für ein Studium an einer Universität, sind es jetzt nur noch ein Viertel. Rund neun von zehn der beruflich qualifizierten Studierenden sind in einem Bachelorstudium eingeschrieben. Einen Masterstudiengang absolvieren lediglich 12 Prozent aller Studierenden ohne Abitur im Bundesgebiet.
Noch
immer weitgehend unbekannt ist, dass selbst ein Medizin- oder
Pharmaziestudium ohne Abitur möglich ist. Hierbei ersetzt etwa die Note
der Meister- oder Fachwirtprüfung die Abiturnote bei der Bewerbung.
Generelle Voraussetzung für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife ist eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung.
Kurz und kompakt: www.che.de/kurz_und_kompakt_Studium_ohne_Abitur
Alle Infos: www.studieren-ohne-abitur.de
Über Möglichkeiten für beruflich erfahrene und qualifizierte Studierwillige ohne Abitur bietet die Technische Universität eine Internetseite mit vielen Informationen. Auf tu-berlin.de/studieren-ohne-abitur finden sich detaillierte
Angaben zu den Zugangswegen aus der beruflichen Bildung in ein
Hochschulstudium, zu Finanzierungsmöglichkeiten und weitergehenden Beratungsangeboten
der Hochschulen. Hinzu kommen praktische Hinweise zu den Herausforderungen, die
mit einem Studium ohne Abitur verbunden sind, zum Beispiel bei der
Vereinbarkeit mit privaten und beruflichen Anforderungen oder bei der Erfüllung
der inhaltlichen Studienanforderungen.
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