11. Nov 2021
Jedes Jahr erkranken hierzulande rund 2.300 Kinder neu an Diabetes des Typs 1, manche bereits im Babyalter. Auf die betroffenen Familien kommen große Veränderungen zu.
„Die Zuckerkrankheit gehört zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Kindesalter“, sagt Kinder- und Jugendärztin Professor Dr. med. Susanne Bechtold-Dalla Pozza, Leiterin des Fachbereichs Pädiatrische Diabetologie und Endokrinologie am Sozialpädiatrischen Zentrum der Universitätskinderklinik München. „Die Zahl der Neuerkrankungen steigt weltweit dramatisch an. Besonders der Anteil jüngerer Kinder wird immer größer“.
Nach Angaben der Stiftung Kindergesundheit leben zurzeit etwa 30.400 Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes. Und es werden immer mehr: Jedes Jahr erkranken hierzulande rund 2.300 Kinder neu an Diabetes des Typs 1, manche bereits im Babyalter.
Der Typ-1-Diabetes (T1D) ist eine Autoimmunerkrankung, die sich schleichend entwickelt. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes greift das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie. Die Ursachen liegen in einer komplizierten Kombination aus erblichen Anlagen und einigen Umweltfaktoren.
„Die Krankheit wird oftmals erst erkannt, wenn bereits schwerwiegende Symptome vorliegen“, sagt die Ärztin Pozza: „Erst wenn etwa 80 Prozent der Zellen geschädigt sind, treten die ersten Symptome auf: Das kranke Kind hat großen Durst, muss immer wieder Wasser lassen, verliert an Gewicht und ermüdet schnell. Es benötigt das lebensnotwendige Insulin. Das Hormon muss mit einem Insulin-Pen (ähnlich einem Stift) oder einer Insulinspritze unter die Haut gespritzt werden. Mittlerweile werden viele Kinder mit einer Insulinpumpe behandelt. Damit kann das Insulin kontinuierlich über einen feinen Schlauch verabreicht werden“.
Der Typ-1-Diabetes ist bisher nicht heilbar, aber gut behandelbar. Die Betroffenen müssen sich allerdings ein Leben lang täglich mehrfach mit Insulin versorgen. „Das Kind und seine Familie müssen lernen, wie man Insulin anwendet und den Blutzucker misst. Dies wird in speziellen Schulungsprogrammen erklärt. Außerdem wird vermittelt, wie sich die Behandlung auf die Ernährung und den Lebensstil abstimmen lässt“.
Das Insulin bestimmt den Rhythmus: Das Familienleben dreht sich um die vielen genau überlegten und abgewogenen Mahlzeiten. An die wiederholten Blutzuckermessungen pro Tag. An die täglichen vier bis sechs Insulininjektionen in Bauch oder Bein. An das Führen eines Diabetiker-Tagebuchs oder elektronischen Dokumentation mit vielen Daten.
Früher ging die Diagnose Diabetes mellitus mit Verzicht und Einschränkungen in der Ernährung einher. Vieles durfte nicht mehr gegessen und musste vom Speiseplan gestrichen werden. Doch die Behandlung und die Ernährungsempfehlungen bei Diabetes mellitus haben sich deutlich verändert und modernisiert. „Eine diabetesgerechte Ernährung entspricht der allen Kindern empfohlenen Ernährungsweise. Sie umfasst eine ausgewogene vollwertigen Mischkost. Empfohlen werden viele Vollkornprodukte, reichlich Obst und Gemüse und bevorzugt pflanzliche Öle“, erklärt Diabetologin Susanne Bechtold-Dalla Pozza.
Ein wesentlicher Fortschritt in der Behandlung von Kindern mit Typ-1 Diabetes besteht in der stetigen Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten. So werden Insulinpumpen und Glukosesensoren zur Messung des Blutzuckers in allen Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen deutlich häufiger angewendet als bei Erwachsenen. Bei Kleinkindern beträgt die Anwendungsrate einer Insulinpumpe in Deutschland bereits über 95 Prozent.
Heute weiß man: Muttermilch hat einen schützenden Effekt. Gestillte Kinder erkranken später seltener an Diabetes, sowohl an Typ 1 als auch an Typ 2. Mehrere internationale Forschungsvorhaben untersuchen derzeit verschiedene Möglichkeiten einer Prävention, um die Entwicklung eines Typ-1-Diabetes von vornherein zu verhindern. Ergebnisse werden jedoch erst 2025 bzw. 2027 erwartet.
· www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
· berlin-familie.de//Nationales-Informationsportal-zum-Thema-Diabetes-mellitus.php
Quelle: Stiftung Kindergesundheit
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