25. Mär 2021
Die Stärkung der MINT-Bildung ist am Mittwoch Thema in der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung gewesen.
Die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) in der Ausbildung und im Studium zu stärken, ist immer wieder erklärtes Ziel von Politik und Wirtschaft, da der Fachkräftemangel gerade aufgrund zu geringer Absolventenzahlen in MINT-Fächern in Deutschland immer sichtbarer wird.
Jüngst hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Förderrichtlinie zur Intensivierung der MINT-Forschung in Höhe von elf Millionen Euro verabschiedet. Damit soll laut BMBF Forschung über MINT-Bildung ermöglicht werden. Dabei stehen Fragen vom Potenzial für fächerübergreifendes Lernen neben außerschulischem Potenzial im Vordergrund. Über eine E-Plattform einer künftigen MINT-Vernetzungsstelle sollen bereits vorhandene und künftige Forschungserkenntnis aufbereitet werden. So sollen wissenschaftlich fundiert die erforderlichen Rahmenbedingungen zukünftiger MINT-Bildung umgesetzt werden.
Aber nicht nur die wissenschaftliche Begleitung, sondern auch die Erfahrungen aus der Praxis im Bereich der MINT-Bildung sind relevant. Um diesen ein größeres Gehör zu verleihen, hatte der Ausschuss mehrere Experten zu dem Thema eingeladen.
Karsten Nebe, Professor an der Hochschule Rhein-Waal, Direktor des FabLab Kamp-Lintfort,, stellte die sogenannten "Maker Spaces" seiner Hochschule vor. "Maker Spaces" sind demnach Räume zum Experimentieren und Forschen außerhalb von Schulen und außerschulischen Lernorten. Nebe beschrieb sie als High-Tech-Werkstätten, wo Schüler und Schülerinnen nicht nur Sägen und Schneiden lernen, sondern solche traditionellen Fertigungsprozesse mit modernen digitalen Prozessen verknüpft werden. Die "Maker" würden den Umgang mit 3D-Druckern, 3D-Scanner, Laser Cutter & Co. lernen und sich mit diesen digitalen Maschinen auf die nächste industrielle Revolution vorbereiten. Am Ende eines solchen Prozesses stehe immer ein Produkt, wie eine App oder eine Smart-Home-Komponente. Insgesamt soll so schulisches Lernen gestärkt und Mut und Begeisterung gefördert werden. Nebe sagte: "Für Schülerinnen und Schüler werden MINT-Themen durch Machen neu begreifbar."
Janna Pahnke von der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" betonte, dass man Kinder schon heute auf die Welt von Morgen vorbereiten müsste. Sie würden in einer komplexen Welt globaler Herausforderungen und Veränderungen aufwachsen. Für die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" sei die MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kita und Grundschule ein wichtiger Faktor für den späteren Erfolg. Beim sogenannten entdeckend-forschenden Lernen würden Kinder Zusammenhänge erspüren und Selbstvertrauen erwerben. Die Kinder würden merken: "Ich kann!" Diese Kompetenzen befähigten junge Menschen, gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen wie der Corona-Krise, dem Klimawandel oder der Digitalisierung mit Flexibilität und verantwortungsbewussten Lösungsansätzen zu begegnen. Eine gute frühe MINT-Bildung gelinge jedoch nur, wenn qualifizierte pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kita und Grundschule selbst über MINT-Wissen, didaktische Methoden und eine forschende Haltung verfügen würden, sagte Pahnke. Hierzu brauchten die Institutionen die Unterstützung der Politik, denn genauso wie sich die Welt in einem ständigen Wandel befinde, müssten sich die MINT-Bildungsangebote an verändernde An- und Herausforderungen der Bildungsarbeit anpassen.
Barbara Schwarze vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit führte aus, dass das Zentrum die Expertise aus Forschung und Praxis für die Anerkennung von Vielfalt als Erfolgsprinzip in Wirtschaft, Gesellschaft und eben auch bei technologischen Entwicklungen bündle. Zu den Maßnahmen für die Umsetzung von Chancengleichheit und Diversity gehörten Projekte und Kampagnen sowie vielfältige Angebote zur Organisationsentwicklung wie etwa der Girls'Day, bei dem mehr junge Frauen als Auszubildende für MINT-Berufe gewonnen werden sollen. Schwarze nannte auch den Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen, den es seit 2008 gibt. Dies sei die einzige bundesweite Netzwerk-Initiative für Frauen in diesen Berufen. Ziel sei es auch hier, mehr junge Frauen für naturwissenschaftliche und technische Studiengänge zu begeistern und Hochschulabsolventinnen für Berufskarrieren in Wirtschaft und Wissenschaft zu gewinnen. Schwarze unterstrich, dass es im Jahr 2019 so viele weibliche MINT-Studierende und -Absolventinnen wie noch gegeben habe. Beispielsweise sei in den Ingenieurswissenschaften mit 8.498 Studienanfängerinnen und einem Anteil von 24,1 Prozent im Wintersemester 2008/2009 auf die Zahl von 23.004 beziehungsweise 27,3 Prozent im Wintersemester 2019/2020 gestiegen.
Ekkehard Winter, Co-Sprecher des Nationalen MINT
Forums, sagte, es sei wichtig, entlang der gesamten Bildungskette MINT-Bildung
zu fördern und das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Kompetenzen in allen
gesellschaftlichen Bereichen zu stärken. Dem 2012 gegründeten MINT Forum
gehören über 30 in der MINT-Bildung engagierte Institutionen aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Zivilgesellschaft an. Mit der Initiative soll die Bedeutung
der MINT-Bildung in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt werden und
qualitätsorientierte Bildung in diesen Fächern vorangetrieben werden. Winter
sagte: Das Forum verstehe sich als ein "nationaler politikbegleitender
Interessenvertreter für gute MINT-Bildung". Durch Vernetzung und
Kooperation soll die Wirkung jeder einzelnen Initiative verstärkt werden,
Synergien geschaffen und die Verbesserung der Bildung in
naturwissenschaftlichen und technischen Fächern vorangetrieben werden.
aus "Heute im Bundestag" vom 24.3.2021
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