Seewanderung: Dianasee, Königssee und Halensee

15. Mai 2023

Norman Heise
Seewanderung: Dianasee, Königssee und Halensee

Eine Villenkolonie ohne Seegrundstücke? Keine Option für die Berliner Oberschicht des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Man muss nur lang und tief genug graben lassen.

Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts. Die industrielle Revolution verhilft den neuen Eliten zu märchenhaftem Reichtum. Industrielle, Bankiers, Kaufleute lassen sich in ihrem Wunsch nach Ansehen und Repräsentation Häuser und Landsitze bauen. Größe der Villen und Anwesen machen einen Personalaufwand nötig, der heutzutage wohl die Gründung eines Betriebsrates erforderte.

Die schönsten und großzügigsten Häuser entstehen in dieser Zeit an den Ufern der stadtnahen Seen. Und wo kein Gewässer ist, gräbt man eben ein sehr großes und sehr tiefes Loch und lässt es mit Grundwasser volllaufen. So sind der Dianasee, der Koenigssee, der Herthasee und der Hubertussee in der Villenkolonie Grunewald entstanden. Heerschaaren polnischer Bauarbeiter hoben ein Jahr lang die morastige Senke zwischen Hundekehle- und Halensee aus – um Wassergrundstücke zu schaffen.

Das Vorgehen der Bauherren hatte auch sonst etwas von Landnahme und Reviermarkierung. Aus dem „Diebsloch“ wurde der Dianasee, benannt nach der römischen Göttin der Jagd. Der Bankier Felix Koenig setzte sich ein Denkmal, in dem er eines der Gewässer (und eine Straße) zu Lebzeiten nach sich selbst benannte. Einer feucht-fröhlichen Herrenrunde ist es wohl zu verdanken, dass einige Straßen in der Gegend nach Weinorten (Winkel, Traben, Oberhaardt, Nierstein, Erbach) oder Rebsorten benannt sind. Die Hasensprungbrücke ist nach einer Weinlage im Rheingau benannt.

Die Villen gruppierten sich malerisch um die Seen, dabei blieben die Seeufer und Hangbereiche frei von jeder Bebauung und wurden zu privaten Garten- und Parkanlagen der Unternehmer, Bankiers, Professoren und Künstler, die in großer Zahl in das Gebiet kamen. Erst seit den 1980er Jahren sind rund 280 Meter am See von der parallel verlaufenden Koenigsallee und von der Fontanestraße aus öffentlich zugänglich, die im Rahmen der Fertigstellung des „Grunewalder Uferwanderweges“ auf 680 Meter erweitert werden sollen. Da der Bezirk zurzeit keine Grundstücke ankaufen kann, ruht das Vorhaben, das Bestandteil eines Landschaftsplans für die „kleine“ Grunewalder Seenkette ist.

Am Halensee gab es eine andere städtebauliche Entwicklung: die Lage am Kurfürstendamm und am Ringbahnhof Grunewald (heute Halensee) legten eine dichtere Bebauung nahe, hier entstanden daher auch Mietshäuser. 1904 eröffneten die „Terrassen am Halensee“, aus denen der Luna-Park hervorging, seinerzeit der größte europäische Vergnügungspark. Heute haben es Gastronomen schwer am Halensee. Das Strandbad Halensee sucht, mal wieder, nach einem neuen Pächter.

Uns erwartet also eine vielfältige Seenwanderung:

Halensee 2

Los geht es am S-Bahnhof Grunewald. Vom S-Bahngleis kommend, die Treppe runter nach rechts, über den Bahnhofvorplatz geradeaus laufen wir an der Bushaltestelle vorbei, überqueren kurz danach die Auerbachstraße und halten uns an der Fontanestraße rechts.

In Höhe des Spielplatzes auf der linken Straßenseite gibt es die Möglichkeit den ersten See, hier den Dianasee, in Augenschein zu nehmen.

Über die Fontanestraße geht es wieder bis zur Königsallee. Hier biegen wir nach links ab und parallel zur Straße laufen bis zur ersten Bushaltestelle. Ein paar Meter dahinter bietet sich links abbiegend die zweite Möglichkeit mit Blick auf den Dianasee.

Nach der zweiten Bushaltestelle kann man den Hasensprung hinunterlaufen und landet an der Brücke, wo sich Dianasee und Koenigssee treffen. An der Brücke findet sich ein kleiner Park; durch den Park und ein Stück am Wasser entlang gelangen wir zurück auf die Königsallee.

Kurz vor der Brücke, an der sich der Koenigssee und der Herthasee begegnen, gibt es wieder eine Möglichkeit an das Ufer zu treten und über das Wasser zu blicken.

Zurück auf der Königsallee laufen wir weiter, bis die Straße nach rechts abbiegt. Wir laufen geradeaus weiter und in die Wallotstraße hinein. An der ersten langgezogenen Rechtskurve befindet sich wieder eine Art kleiner Park mit Wasserzugang. Auch hier hat man einen schönen Blick, diesmal auf den Halensee.

Die Wallotstraße bringt uns zurück zur Königsallee. Hinter dem Strandbad Halensee biegen wir nach links in die Margaretenstraße und laufen bis zum Ende, um wieder einen Blick auf das Wasser zu bekommen.

Anschließend die Straße wieder hinauf. Auf der linken Seite befindet sich die Zufahrt zu einem größeren Innenhof. Rechts daneben ist ein Durchgang, hier durch erreichen wir die Halenseestraße, an der wir links abbiegen und nach dem beschaulichen Villengang einen kleinen „Kulturschock“ erleben. Mit Blick auf den Funkturm passieren wir die Häuserfronten an der Halenseestraße. Am Ende links abbiegen und direkt am See weiterlaufen. Wir passieren so das Ost- und Nordufer. Wir halten uns an den Weggabelungen links und erreichen so einen Steg über das Wasser. An dessen Ende führt uns ein Weg zur Trabener Straße. Hier links und wieder vorbei an den noblen Häuserfassaden bis zur Erbacher Straße und diese Straße bis zur Erdener Straße, hier links weiter und wir landen wieder auf der Königsallee, an der Stelle, wo wir in die Wallotstraße gelaufen sind.

Wir laufen zurück zum Koenigssee und verpassen nach links zum Hertha- und Hubertussee zu laufen.

Am Rhoda-Erdmann-Park, der sich am nordöstlichen Ende des Koenigssees befindet, biegen wir rechts ab und werfen einen Blick über den See, bevor wir den Treppen aufwärts zur Baraschstraße folgen, wo wir links abbiegen.

An der Winkler Straße halten wir uns links und folgen der Straße diesmal u.a. vorbei an der Villa Noelle und der Residenz des Botschafters der Vereinigten Arabischen Emirate. Am folgenden Hasensprung laufen wir nochmal auf die Brücke und wieder zurück, aber auch nur, um die Umrundungen vollständig zu machen.

An der nächsten Gabelung halten wir uns links und folgen der Bettinastraße bis zur Fontanestraße. An der Fontanestraße biegen wir rechts ab und erreichen so den S-Bahnhof Grunewald und beenden unsere Runde.

Die Tour zum Nachwandern unter www.komoot.de

Quellen / Leseempfehlungen

wikipedia.org/wiki/Dianasee

wikipedia.org/wiki/Koenigssee

wikipedia.org/wiki/Halensee

wikipedia.org/wiki/Berlin-Halensee

www.berlin.de

www.bz-berlin.de/strandbad-halensee-braucht-neuen-paechter

Der "Walddauervertrag": Wie der Grunewald 1915 vor weiterer Bebauung geschützt wurde (taz im März 2015)

Halensee

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Norman wandert fast jeden Sonntag um einen See herum. Meistens in Brandenburg, manchmal in Berlin, und sogar in seinen Urlauben findet er immer ein Gewässer, das sich umrunden lässt. Seine Ausflüge dokumentiert er auf seinem Blog und der Wanderplattform Komoot. Wir übernehmen die Wandertipps unserer Region und ergänzen sie mit Wissenswertem, interessanten Details oder kuriosen Geschichten, die wir im Netz finden.

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