Seewanderung: Emstaler Schlauch und Gohlitzsee

23. Mai 2022

Norman Heise
Seewanderung: Emstaler Schlauch und Gohlitzsee

Wald, Wasser und wilde Geschichten: Die Eiszeit und die Zisterzienser haben die Gegend um Emstal geprägt.

Sumpfiges Gelände, undurchdringliche Wälder – so präsentierte sich die Natur südlich der heutigen Linie Brandenburg an der Havel und Werder im 12. Jahrhundert. Da musste etwas geschehen, Besitzer Otto I. aus dem Adelsgeschlecht der Askanier wünschte sich eine Art eierlegende Wollmilchsau herbei, die einerseits wirtschaftlichen Erfolg garantierte und ihm außerdem eine würdige Grabstätte schuf – ein Fall für die Zistersienser.

Die Mönche errichteten das Kloster Lehnin, Emstal gehörte zur „Erstausstattung“, war also eine Dorfgründung des Adligen zur Unterstützung der Tätigkeit der Mönche. Das Dorf ist heute ein Teil der Gemeinde Kloster Lehnin. Den Emstaler Schlauch gibt es in dieser Form erst seit etwas über 40 Jahren. In den 80er Jahren wurde hier großflächig und tief Torf abgebaut, die Grube füllte sich mit Grundwasser und bildet den heutigen See.

Der benachbarte Gohlitzsee wird unterirdisch gespeist und ist bei Sportanglern wegen seines Fischreichtums beliebt. Um den See ragen sich verschiedene Sagen, an die ein Gedenkstein im Ortsteil Rädel erinnert. Laut einer altertümlichen Erzählung soll hier das Dorf Gohlitz versunken sein. An hellen Vollmondnächten sollen einer Sage nach die Kirchenglocken um Mitternacht zu hören sein. Umfangreiche archäologische Arbeiten förderten tatsächlich in den 70er und 80er Jahren zahlreiche wertvolle Funde einer untergegangenen Kultur zu Tage.

Eine andere Legende erzählt die Geschichte einer Hebamme aus Lehnin, die unter wundersamen Umständen eine Frau entbindet: „Und wie sie so an den Gohlitzsee kommt, tritt ihr da ein kleines Männchen entgegen, das sagt ihr, sie solle, ehe sie weitergehe, mit ihm kommen. Sie folgte ihm auch, und nun führte er sie dicht an den See heran, schlug mit einer Rute aufs Wasser, worauf es sich sogleich weit voneinander tat und sie trocknen Fußes hineingingen. Wie sie nun unten ankam, fand sie eine kleine dicke Frau, der mußte sie bei ihrer Entbindung beistehn, und es währte auch nicht lange, so kam ein kleiner munterer Junge zum Vorschein.“ Das Männlein stellt sich als Vater heraus, der die Hebamme reich beschenkt.

Den Spuren literarischer Phantasie können Interessierte auf dem Willibald-Alexis-Wanderweg folgen. Georg Wilhelm Heinrich Häring, bekannt unter dem Pseudonym Willibald Alexis, lebte eine Zeitlang in Lehnin und beschrieb das Örtchen in seinen Romanen „Die Hosen des Herrn von Bredow“ (erschienen 1846) und „Der Werwolf“ (1847). Ihm zu Ehren wurde 1914 ein Denkmal gesetzt, das vor dem heutigen Lehniner Waldfriedhof steht. Theodor Fontane würdigte den von ihm sehr geschätzten Dichter zu seinem 100. Geburtstag mit einem literarischen Nachruf.

Wir erinnern uns, wie alles anfing: mit Otto, dem Askanier. Der Landesfürst war der Legende nach nach anstrengender Jagd unter einer Eiche eingeschlafen. Im Traum erschien ihm immer wieder ein weißer Hirsch, der ihn mit seinem Geweih aufzuspießen drohte und den er mit seinem Jagdspieß nicht abwehren konnte. In seiner Not rief Otto den Namen Christi an, woraufhin die Traumerscheinung sich endlich auflöste – das Initial für eine Burg Gottes, ein Kloster.

Die Wahrheit ist natürlich viel schmuckloser. Es ging um Macht, Geld und Religion.

Doch von genau solchen politischen Ränkespielen wollen wir uns doch jetzt erholen – also los:

Start ist in Emstal an der Badestelle neben der Feuerwehr. Vom Parkplatz aus geht es in Richtung Wasser. Vor dem Wasser biegt der Weg links ab und es geht vorbei an einem kleinen Teich Richtung Süden. Der Emstaler Schlauch liegt rechter Hand in einiger Entfernung und bleibt auch weitgehend verdeckt.

An der ersten Kreuzung unterhalb vom südlichen Ende des Sees kommt eine Kreuzung, hier rechts abbiegen. Es geht leicht bergauf. Oben angekommen gibt es einen schönen Blick über weite Felder. Je nach Jahreszeit kann der weitere Weg nicht unmittelbar identifiziert werden, weil die Gräser sehr hoch stehen. Es geht auf eine Baumreihe zu. Diese ist auf der rechten Seite zu passieren. Dahinter biegt der Weg rechts ab und führt über eine Brücke. Weiter geradeaus kommen Häuser und eine Straße in den Blick. An der Straße rechts abbiegen. Es geht ohne Fußgängerweg durch den Ort Rädel. Zumindest bei uns war sehr wenig Verkehr.

Hinter dem Sportplatz biegt die Straße links ab. Vorbei an Mehrfamilienhäusern geht es in Richtung Ortsausgang. Ab Ortsausgang gibt es dann einen Fußweg. An der Kreuzung folgen wir dem Fußweg, der rechts abbiegt und Richtung Norden zum Westufer des Gohlitzsees führt. Auf der Karte sieht es nach einem Weg dicht am Ufer aus. Leider entspricht das nicht den Gegebenheiten vor Ort. Der Fußweg wechselt die Straßenseite. Nun liegt also die Straße zwischen uns und dem Seeufer. Es gibt ein paar Stellen, wo die Vegetation nicht so dicht ist und man eine schöne Sicht auf den See hat.

Im Norden des Sees und am Ortseingang von Lehnin angekommen, endet der Fußweg. Ein kurzes Stück geht es auf der Straße entlang, bis wir nach rechts zur Badestelle an der nördlichen Spitze des Sees abbiegen.

Auf dem Weg geht es nun am östlichen Ufer nach Süden. Es gibt ein paar Stellen, um direkt an den See zu treten.

An der Informationstafel zum Willibald-Alexis-Wanderweg und einem Wegweiser, der den Weg Richtung Emstal weist, nach links abbiegen. Es geht leicht bergauf. Den Rastplatz lassen wir linker Hand liegen und gehen weiter geradeaus. Der Weg wird schmal und führt an einer Heidelandschaft vorbei. Am Ende des Weges nach rechts abbiegen und im weiteren Verlauf immer auf dem Hauptweg bleiben und den Wegweisern folgen.

Ein Stück hinter einer Brücke kommt eine Kreuzung. Biegt man rechts ab, geht es zu einer Badestelle mit Steganlage am südlichen Ende des Gohlitzsees. Auch hier gibt es einen schönen Blick auf den See.

Auf dem gleichen Weg geht es zurück zur Kreuzung, von der wir eben gekommen sind. Aus der Ferne klingen merkwürdige Vogellaute an unsere Ohren. Beim Näherkommen klären sich die Laute auf. Es gibt hier eine Papageienschutzanlage.

Vorbei an dem Grundstück mit den Papageien bei der nächsten Gelegenheit links abbiegen. Die Vogelstimmen begleiten uns noch ein Stück, da wir das Grundstück umrunden.

Nach ein paar Metern kommt das nordwestliche Ufer des Emstaler Schlauches in Sicht. Es geht über eine kleine Brücke. An der folgenden Weggabelung rechts halten. Es folgen ein paar Möglichkeiten an das Ufer zu treten und die schöne Landschaft zu betrachten.

Der Weg endet an einer Straße. Hier rechts abbiegen zum Ortseingang von Emstal. Am Weg zum Gemeindehaus bzw. zur Badestelle rechts abbiegen. Hier erreichen wir auch wieder den Parkplatz und das Ende der Runde.

Die Tour zum Nachwandern unter www.komoot.de

Quellen / Leseempfehlungen

https://rrbb.info/suedwestliche-route/kloster-lehnin/

https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Lehnin

https://www.diakonissenhaus.de/zentrum-kloster-lehnin

Golitzsee Willibald Alexis Wanderweg

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Norman wandert fast jeden Sonntag um einen See herum. Meistens in Brandenburg, manchmal in Berlin, und sogar in seinen Urlauben findet er immer ein Gewässer, das sich umrunden lässt. Seine Ausflüge dokumentiert er auf seinem Blog und der Wanderplattform Komoot. Wir übernehmen die Wandertipps unserer Region und ergänzen sie mit Wissenswertem, interessanten Details oder kuriosen Geschichten, die wir im Netz finden.

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