Seewanderung: Fauler See, Blumenthalsee und Großer Pichesee

12. Jul 2022

Norman Heise
Seewanderung: Fauler See, Blumenthalsee und Großer Pichesee

„Der Blumenthal“ ist voller Poesie. Markierte Wege stören nur das Gefühl für Sagen und Geschichten. Es wird abenteuerlich…

Die Geschichte meinte es nicht gut mit dem Städtchen Blumenthal. Theodor Fontane, der die sanft hügelige und fruchtbare Landschaft zwischen Werneuchen und Prötzel mehrfach besuchte, fasst zusammen:

„1348 war das große Sterben gewesen; fünfzig Jahre später, als neue Kolonisten mutmaßlich eben anfingen, dem toten Ort ein neues Leben zu geben, fielen die Pommern ins Land und wieder dreißig Jahre später ging der Hussitenzug mit Mord und Brand über »den Blumenthal« hin. In achtzig Jahren die Pest, die Pommern und die Hussiten – das war zu viel. Ein Fluch schien über den Ort ausgesprochen zu sein; er war nun wirklich tot, und das Mauerwerk zerfiel. Der Wald mit Eichen und Schlingkraut zog in die offenen Tore ein, die Mallinekens rankten und blühten über Steintrog und Brunnen hinweg und ehe ein Jahrhundert um war, war es ein unheimlicher Ort, eine »verwunschene Stelle«. Jeder mied sie. Wie es Seen und Seestellen gibt, wo die Fischer nicht fischen, weil sie fürchten, daß eine Hand aus der Tiefe fahren und sie herniederzerren wird, so berührte kein Jäger die Stelle, wo die alte Stadt gestanden hatte.“

Stadtstelle heißt heute der Ort, wo früher das Dorf stand. Fontane will 1863 hier noch die Überreste einer Kirche, eines Brunnens und eines Backofens erkannt haben. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.

Allein der Markstein, ein großer nahezu rechteckiger und relativ flacher Findling, ist hier noch zu finden. Dass Menschen an dieser Kultstätte heidnischen Bräuchen und rituellen Opfergaben frönten ist wahrscheinlich, aber nicht bewiesen.

Kuriose Geschichten um den Stein gibt es jedoch einige: Beispielsweise die vom Schäfer, der hier auf einem Eichenstumpf jeden Morgen einen Groschen gefunden habe. Nachdem sich bereits eine ansehnliche Summe angesammelt habe, berichtete er seiner Frau von dem Fund. Seitdem blieben die Groschen aus. So erzählt es Ingeborg Drewitz in ihren Märkischen Sagen. Dort heißt es weiter: "Einige sagen auch, auf der Stadtstelle zeige sich öfters eine weiße Frau, welche ein verwünschtes Fräulein sei, und auf dem Marktstein sei noch eine Menschen- und Pferdetrappe sichtbar, woran man sehen könnte, daß auch der Teufel dort sein Wesen getrieben".

Das Städtchen ist verschwunden, der Aberglaube wohl auch – die Idylle ist geblieben. „Der Blumenthal“, wie Fontane die Gegend nannte, heißt heute noch so. Wald und Wasser und sonst nicht viel. Oder wie der Dichter es beschrieben hat:

„Und ein schöner Wald ist »der Blumenthal«. Die vielen Seen, die ihn durchschneiden, geben, auch wo sie nicht sichtbar werden, seinem Laub eine duftige Frische und ein Blühen ist ringsum, als wolle es der Wald immer wieder beweisen: ich bin »der Blumenthal«.
Rapsfelder an den offenen Stellen, die sich breit in den Wald hineindehnen, würzen im Mai die Luft; dem Blühdorn folgt die Hagerose und dem Faulbaum der Akazienstrauch; die roten Erdbeeren lösen sich ab mit den röteren »Mallinekens« (wie der Landmann hier, poetischen Klanges, die Himbeeren nennt) und wenn endlich der Herbst kommt, so lachen die Ebereschenbeeren überall aus dem dunklen Blattwerk hervor. Dabei ein Reichtum an Hölzern, wie ihn märkische Forsten wohl kaum zum zweiten Male zeigen. In reichstem Gemisch stehen alle Arten von Laub- und Nadelholz; Eiche und Edeltanne, Else und Kiefer, Buche und Lärchenbaum machen sich den Rang der Schönheit streitig; vor allem aber ist es die Birke, der Liebling des Waldes, die mit weißem Kleid und langem Haar an dem Auge des Reisenden vorüberfliegt.“

Hach, ist das schön…

Wir wandern daher heute großteils so wie Fontane auch unterwegs war: Auf unmarkierter Strecke, quer durchs Gebüsch und kletternd über entwurzelte Bäume. Abenteuerlust und Pioniergeist sind gefragt, frei nach dem Motto „Wo ein Wille, da auch ein Weg“ oder „Da muss doch auch ein Weg sein, oder?!“.

Wir können diese Tour nicht zum Spazieren empfehlen. Nur wer mit der Wander-App und einem gut kalibrierten GPS unterwegs ist, kann unserer Route folgen. Aber auch das bitte nur mit festem Schuhwerk und langen Hosen.

Die Gegend und vor allem der Wald sind aber sehr schön. Daher haben wir eine Route zusammengestellt, die besser passt. Beide Routen sind am Ende verlinkt. Wir beschreiben die einfachere Variante. Die Abenteuer-Tour lässt sich nicht beschreiben.

Start der Runde ist Stadtstelle. Von hier geht es nach rechts bzw. Richtung Osten ein kleines Stück an der Straße entlang. Am besten auf der linken Fahrbahnseite laufen. Auf Höhe des letzten Hauses führt ein schmaler Weg leicht schräg nach unten in den Wald. Diesem Weg bis zur Kreuzung folgen. Dort rechts abbiegen und weiter geradeaus laufen. Die erste Abzweigung nach links ignorieren wir. Von hier werden wir aber zum Ende der Runde kommen. Wir nehmen die zweite Abzweigung nach links. So laufen wir auf die südwestliche Spitze des Blumenthalsees zu. Am südlichen Ufer geht es nach Osten. Es gibt nur wenige frei zugängliche Stellen zum See. Aber er schimmert immer durch die Vegetation.

Am westlichen Ufer angekommen den Trampelpfad nach links nehmen und bei der nächsten Gelegenheit nach rechts abbiegen. Mit dem Blumenthalsee im Rücken geht es ca. 500m bis zu einer Kreuzung mit mehreren Abzweigen. Hier ganz links halten. Nach weiteren 750m diesmal rechts abbiegen. Nach 500m ist das südwestliche Ufer am Faulen See erreicht. Hier gibt es auch die einzige Stelle mit Zugang zum See.

Am Südufer geht es nach Osten. Am östlichen Ende des Sees und am Ende des Weges nach rechts abbiegen. Nach 300m erreicht man einen breiten unbefestigten Weg. Hier nach links und am linken Wegesrand nach dem Weg suchen, der bergab führt. Es sieht vielleicht erst auf den zweiten Blick wie ein Weg auf. Er bringt uns auf den bekannten Weg am Südostufer des Blumenthalsees. Diesmal umrunden wir das Ostufer des Sees ohne nach rechts abzubiegen. Es geht in einem kleinen Bogen zum Nordufer des Sees. Der Weg führt leicht oberhalb des Sees und es gibt wieder nur eine zugängliche Stelle.

Es geht im weiteren Verlauf ein Stück weg vom See und in die Zivilisation nach Blumenthal. An der Kreuzung mit den Häuser nach links abbiegen. Nach ca. 140m links abbiegen. Nach 200m kommt der See in Sicht.

Wir folgen dem Ostufer. Der Weg liegt leicht oberhalb und der See ist hinter den Blättern der Bäume und Sträucher schwer zu sehen. Aus dem Weg wird ein schmaler Pfad, teils von Gräsern überwachsen. An dieser Stelle gibt es nochmal einen Zugang zum See.

Mit dem See im Rücken geht es dem Ende der Tour entgegen. Es geht durch den Wald und zu der Stelle, die wir schon vom Hinweg kennen. Hier also nach rechts und gleich wieder links. So gelangen wir wieder zur Straße und von dort zum Start der Runde.

Die „Abenteuer-Tour“ zum Nachwandern unter www.komoot.de

Die verkürzte und besser laufbare Tour zum Nachwandern unter www.komoot.de

Auch lesenswert:

www.maerkische-schweiz.de/blumenthaler

www.bz-berlin.de/die-geisterstimmen-der-verschwundenen-stadt

Blumenthal

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Norman wandert fast jeden Sonntag um einen See herum. Meistens in Brandenburg, manchmal in Berlin, und sogar in seinen Urlauben findet er immer ein Gewässer, das sich umrunden lässt. Seine Ausflüge dokumentiert er auf seinem Blog und der Wanderplattform Komoot. Wir übernehmen die Wandertipps unserer Region und ergänzen sie mit Wissenswertem, interessanten Details oder kuriosen Geschichten, die wir im Netz finden.

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