01. Okt 2024
Am Werbellinsee ist nicht nur auf dem Wasser, sondern auch unter der Oberfläche richtig was los.
"Es ist ein Märchenplatz auf dem wir sitzen, denn wir sitzen am Ufer des Werbellin“, kritzelte seinerzeit Theodor Fontane in sein Notizbüchlein. Heute lassen die Marketingleute vom Barnim den Satz nicht mehr los. Als müsste man die mittlerweile sehr zahlreichen Touristen jede Saison auf’s Neue vom Zauber der Landschaft und dem langgestreckten See überzeugen.
162 Jahre nach dem Urteil Fontanes, dem verlässlichen Trüffelschwein für Brandenburgs schönste Ecken, geben sich auf dem Wasser die unterschiedlichsten Fahrzeuge das Ruder in die Hand, hier ist alles unterwegs was Segel, Motor oder Ruder hat: Ausflugsdampfer, Segelboote, Motoryachten, Ruderboote, Schlauchboote. Viele Wassersportvereine sorgen dafür, dass es ordentlich voll wird.
Kein Problem für den Werbellin mit seiner Länge von 9,5 Kilometern und einer Fläche von fast acht Quadratkilometern. Der eiszeitliche Rinnensee ist mit stellenweise über 50 Metern darüber hinaus sehr tief und daher auch bei Tauchern sehr beliebt.
Abenteurer und Forscher freuen sich gleichermaßen über die
hohe Dichte an gesunkenen „Kaffkähnen“. Die Lastensegler transportierten Ziegel
von der Königlichen Ziegelei Joachimstal und Zement aus der Zementfabrik
von Bernoully nach Berlin. Die regelmäßig überladenen Boote hatten ihre
Schwierigkeiten mit den Tücken des Windes über dem schmalen See, nicht wenige
gingen unter. Der Werbellinsee soll daher der wrackreichste See Deutschlands sein.
Reste von Pfahlbauten auf dem Grund des Werbellin bei Altenhof zeugen von einer mittelalterlichen Bebauung. Sie stehen auf seichtem Grund in ein bis zwei Metern Tiefe, zum Erkunden reicht eine Schnorchelausrüstung, wie der Taucher Robert Blum berichtet: „Die Pfähle wurden bereits im Jahre 1957 und 1958 von Tauchern des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR untersucht. Dabei wurden Keramikscherben (eine ausgeprägte blaugraue Keramik) und Bruchstücke eines silbernen Bechers gefunden. Die Funde wurden auf das 13. und 14. Jahrhundert datiert. Der Beginn der Siedlung wird auf das Jahr 1220 datiert und das Ende um 1350.“
Wem das immernoch zu viele überprüfbare Fakten sind, der hält sich an die Sage von der weißen Frau, die alle 100 Jahre am Seeufer steht und versucht, den zufällig Anwesenden einen reichen Schatz zukommen zu lassen. Irgendwie geht immer was schief, und die Frau muss wieder 100 Jahre warten.
Den Kopf voller Geschichten laufen wir los.
Wir starten unsere Runde an einem der wenigen kostenfreien Parkplätze, die es am See noch gibt und müssen erstmal den unspektakulären Teil auf den asphaltierten Rad- und Fußweg ohne Sicht auf den See zurücklegen, bevor wir nach ca. 3,6km auf einen anderen Weg viel dichter am Wasser wechseln können.
Wir machen vor einem Campingplatz noch eine Abbiegung, weil auf der Karte ein anderer Weg zurück zur Straße angezeigt war. Dieser ist aber wegen des Zauns am Campingplatz nicht erreichbar.
Die Abbiegung, die uns zum Wasser bringt, ist nach einer Bushaltestelle und dem Hinweis in Richtung Biergarten folgend. Dort erreichen wir einen völlig überfüllten Parkplatz an einer Badewiese und laufen nach rechts weiter. Es folgt eine Kreuzung. Hier wenden wir uns scharf nach links auf den Weg, der leicht bergab auf dem unbefestigten Weg zum See führt. Dort nehmen wir auch zum ersten Mal das Symbol wahr, dem wir heute folgen müssen. Es ist der grüne Kreis auf weißem Quadrat.
Am Ufer angekommen wenden wir uns nach rechts und folgen dem Weg am Wasser nach Westen. So erreichen wir auch das südwestliche Ende des Sees. Wer den Askanierturm besichtigen möchte, sollte sich den Schlüssel vorher im Café Wandel abholen und dann vor der Brücke nach links abbiegen.
Über die Brücke und dann nach links setzt sich der Weg durch den Wald mit kurzer Unterbrechung an einem Campingplatz fort. Kurz vor Altenhof endet der Wald.
Durch Altenhof setzen wir unseren Weg fort. Dazu vor dem Fontane Hotel nach links in die Straße „Am See“ abbiegen. Hier kann man sich nach knapp der Hälfte des Weges auch mit Essbarem versorgen.
Am Wasser geht es immer weiter. Wir passieren das Gelände vom Seezeit Resort und später noch eine größere Badewiese. Dann weist ein Schild darauf hin, dass es ab hier kein Radweg mehr ist. Wir haben nicht darauf geachtet, wo der markierte Wanderweg seine Fortsetzung hatte, denn ab hier ist Trittsicherheit gefragt. Der Weg ist die nächsten ca. 1.000m teils sehr schmal, schräg und abschüssig. Ein Sturz würde meist im Wasser enden. Bei Regen könnten kürzere Strecken des Weges eine noch größere Herausforderung sein.
Der Weg wird aber wieder breit, führt durch den Wald und über zwei kleine Campingplätze bevor wir am nordöstlichen Ende ankommen.
Wir bleiben jetzt auf der Seerandstraße und laufen erst auf Kopfsteinpflaster und dann auf dem asphaltierten Fuß- und Radweg parallel und teils erhöht am Ufer des Sees weiter bis wir unseren Startpunkt wieder erreicht haben.
Die Tour zum Nachwandern unter www.komoot.com
/www.schorfheide-chorin-biosphaerenreservat.de//Wandern/Werbellinsee.pdf
www.tauchrevierdeutschland.de/lastensegler-des-werbellinsees-kaffenkaehne-wracktauchen
www.bergmenschen.com/derkaffenkahn
wikipedia.org/wiki/Werbellinsee
Norman wandert fast jeden Sonntag um einen See herum. Meistens in Brandenburg, manchmal in Berlin, und sogar in seinen Urlauben findet er immer ein Gewässer, das sich umrunden lässt. Seine Ausflüge dokumentiert er auf seinem Blog und der Wanderplattform Komoot. Wir übernehmen die Wandertipps unserer Region und ergänzen sie mit Wissenswertem, interessanten Details oder kuriosen Geschichten, die wir im Netz finden.
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