23. Nov 2022
Kollektiv, Kulturzentrum, Veranstaltungsort, Arbeitsplatz – die Tempelhofer ufaFabrik ist ein spezieller Mikrokosmos, der auch für Berliner Familien bedeutsam ist.
Die ufaFabrik ist eine Art Melting Pot für das gute Leben. Hier werden seit Jahrzehnten Werte gelebt, Visionen realisiert und Gemeinschaft praktiziert. Wer sich außerhalb dieser Oase aktuell für Solidarität oder Klimaschutz einsetzt und an den allgegenwärtigen Hindernissen und Beharrungskräften zerschellt, muss mit Blick auf Tempelhof feststellen: Eigentlich ist das alles nicht so schwer. Man muss es nur machen.
Beispiel Ökologie: Mit dem „Mao-Diesel“ wurde im Gründungsjahr 1979 eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Betrieb genommen. In den 80ern wurden die ersten Dächer begrünt, das gasbetriebene Blockheizkraftwerk gibt es seit 1994, drei Jahre später ging die damals größte Solaranlage Deutschlands an den Start. Das Regenwasser wird für die Toilettenspülung benutzt. Eine Windkraftanlage erzeugt einen Teil des benötigten Stroms.
Beispiel soziales Engagement: Die Kommunikation nach außen und die Vernetzung mit nachbarschaftlichen oder ähnlich orientierten Akteuren ist Grundbaustein von Anfang an. Als am 9. Juni 1979 Teile einer bereits bestehenden Schöneberger Kommune das Areal besetzte, war das Vorgehen der Aktivisten fundamental anders als man das in Westberlin gemeinhin kannte. Die „friedliche Inbetriebnahme“ ging so leise über die Bühne, dass sie erst nach Tagen bemerkt wurde. Begleitet wurde die Aktion von etwas was man heutzutage wohl einen „Candystorm“ nennen würde: Statt Barrikaden gab es freundliche Einladungen: Wer wollte, durfte schauen „was die da machen“. Ganz offensichtlich waren ein paar Tage genug, um das kreative Potential der Besetzer erkennbar werden zu lassen. Eine Räumung blieb aus, den ersten Mietvertrag gab es nach drei Monaten.
Damals und im Laufe der Jahrzehnte entstanden Strukturen, die noch heute Bestand haben: die Freie Schule, der ufaCircus (später die KinderCircusSchule), der Kinderbauernhof, das Nachbarschaftszentrum. Letzteres ist heute sozialer Träger im Bezirk. Abgesehen vom Kinderbauernhof und einem Familientreffpunkt mit vielen Kursangeboten findet ein Großteil der Angebote außerhalb des ufa-Geländes statt, vom Betrieb mehrerer Kindertagesstätten über Familienberatungsstellen bis zur Ehrenamtsvermittlung.
Beispiel Kultur: Tempelhof gehörte noch nie zu den angesagten Berliner Bezirken. Auch heute spielt sich das kulturelle Leben der Stadt eher anderswo ab. Die freundlichen Besetzer sorgten für eine gewisse Aufwertung: 1981 eröffnete auf dem Gelände der ufaFabrik das einzige Kino des Bezirks, ein Jahr später folgte das erste Freilichtkino Berlins. Heute ist der Verein ufaFabrik e.V. eine gut geölte professionelle Veranstaltungsmaschine mit verschiedenen Sälen und einer Sommerbühne. Regelmäßig gibt es auch Programm für Kinder und Familien – das KinderCircusFestival gehört zu den Highlights des Jahres.
Die Beständigkeit und die konsequente Orientierung an den eigenen Werten springt Besucherinnen und Besuchern des Geländes sofort ins Auge. Stelltafeln informieren über die Geschichte der Gemeinschaft von ihren Anfängen bis heute. Straßennamen erinnern an enge Weggefährten wie die Kabarettgruppe „Die drei Tornados“, eine satirische Institution im damaligen Westberlin. Die „Spaßkabarettisten“ hatten hier ihren Proberaum und unzählige Auftritte. Gründer Günter Thews verstarb 1993 mit erst 47 Jahren an Aids. Arnulf Rating, letzter Verbliebener des Kabarett-Trios, ist heute 71 und steht noch regelmäßig auf der Bühne, auch in Tempelhof. Holger Klotzbach gründete die Bar jeder Vernunft in Charlottenburg.
Das Café auf dem Gelände der ufaFabrik hat seine Weiterentwicklung vor einiger Zeit ebenfalls mit einem Blick zurück im Gedenken verbunden. Aus dem Café Olé wurde das Café Rudi und Rosa, in Erinnerung an die beiden Wollschweine, die lange Jahre auf dem Kinderbauernhof lebten und vor einiger Zeit gestorben sind.
Kinder sollten ohne Wissen um diese Geschichte das Gelände nicht verlassen und ihre Portion Zuversicht mit nach Hause nehmen.
Alle anderen freuen sich über die wirklich auffallende Freundlichkeit an diesem Ort – wir wünschen viel Vergnügen!
Viktoriastr. 10-18
12105 Berlin
www.ufafabrik.de
Vom urbanen trubeligen Kiez bis zum kaum erschlossenen Landstrich, in dessen Wäldern sich wieder Wölfe ansiedeln. Im Rahmen unserer Möglichkeiten möchten wir Kindern und Familien die Vielfalt und Gegensätzlichkeit der Region Berlin-Brandenburg näherbringen.
Um das auch für Familien reiche
kulturelle Angebot der Stadt nutzen zu können, muss man nicht viel Geld
ausgeben. Wir empfehlen die Angebote des Jugendkulturservice, vor allem den Super-Ferien-Pass und den FamilienPass.
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