11. Mai 2020
Ob sich Eltern von Grundschulkindern, die wegen der Schulschließungen in den letzten Wochen zu Hause unterrichtet wurden, stark belastet fühlen, hängt von der Unterstützung der Eltern durch die Schulen und ihren eigenen Ressourcen ab. Das zeigt eine Studie der Uni Magdeburg.
Für stressfreies Homeschooling möchten Eltern durch die Schulen angeleitet und unterstützt werden – digitale Medien sind dazu nicht entscheidend. Diese ersten Ergebnisse gab die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg jetzt bekannt. Hier hatte ein Team um die Erziehungswissenschaftlerin Raphaela Porsch die bisher größte bundesweite Befragung zum Thema Homeschooling im Zuge der Covid-19-Pandemie durchgeführt.
Vom 25. März bis 25. April 2020 haben knapp 4.000 Eltern von Grundschulkindern per Onlinebefragung Auskunft dazu gegeben, wie die Schulen das Unterrichten während der landesweiten Schulschließungen initiiert haben und es Zuhause ausgestaltet wurde. Die Eltern gaben Auskunft zu den Herausforderungen des Homeschoolings, insbesondere zu ihrem Beanspruchungserleben, Angstempfinden und ihrem Enthusiasmus bei der Ausgestaltung des Lernens Zuhause.
Die Auswertung zeigt, dass fast alle Grundschulen bundesweit Aufgaben in den Fächern Mathematik und Deutsch zur Verfügung stellten, 66 Prozent der Schulen auch für den Sachunterricht. Andere Fächer wurden hingegen eher zurückgestellt. Bei der Verteilung der Aufgaben bedienten sich die Lehrkräfte unterschiedlicher Wege. 50 Prozent nutzte E-Mails, knapp 15 Prozent verteilten die Aufgaben in Schriftform, bei anderen war es eine Mischung verschiedener Kontaktwege vom Smartphone über die Schulhomepage.
Mit der Bearbeitung der Aufgaben waren die Kinder im Zeitraum der Befragung ca. 2 bis 3 Stunden pro Tag beschäftigt. Dabei übernahm die Hälfte der Befragten die Betreuung des Homeschoolings allein, die andere Hälfte teilte sich die Aufgabe mit der Partnerin oder dem Partner.
Knapp ein Drittel der Eltern gab an, außer der Übersendung von Aufgaben keine weitere Unterstützung von den Schulen erhalten zu haben. Zwei Drittel der Eltern verfügen zumindest über die Kontaktdaten der Lehrkräfte und konnten im Zweifelsfall nachfragen. Auffallend sei, so die Wissenschaftlerin Porsch, dass nicht einmal 2 Prozent der Grundschulkinder synchrone Unterstützungsangebote, wie Videochats, nutzten. „An der Technikausstattung kann das nicht gelegen haben, denn fast alle befragten Eltern verfügen über internetfähige Geräte.“
Neben einem großen Potenzial für Konflikte zeigt die Studie allerdings auch das Potenzial der Krise, die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrkräften verbessern zu können, so die Erziehungswissenschaftlerin. „Viele Eltern bekamen während der Betreuung ihrer Kinder einen intensiven Einblick in den Lernstand, das Handeln der Lehrkräfte und den behandelten Unterrichtsstoff. Das könnte für die Zukunft zu mehr Kooperation der Lehrkräfte und Eltern führen und sicherstellen, dass auch nach der Corona-Krise die Kinder von beiden Seiten besser unterstützt werden.“
Insgesamt lasse sich sagen, dass Eltern die Situation der vergangenen Wochen sehr unterschiedlich erlebt hätten, so die Erziehungswissenschaftlerin. „Belastung, Angst, aber auch Begeisterung beim Homeschooling zeigte sich in allen Ausprägungen. War die Unterstützung der Schule gut und hatten die Eltern das Gefühl, den Kindern helfen zu können, wurde die Belastung als deutlich niedriger eingestuft, ganz unabhängig von den Rahmenbedingungen Zuhause.“
Die vollständige Studie ist zur wissenschaftlichen Veröffentlichung eingereicht.
Quelle: Presseinformation der Universität
Weitere Informationen: forschung-sachsen-anhalt.de/eltern-lernbegleiter-homeschooling
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