Homeschooling: die Schüler finden’s ganz okay

08. Mai 2020

Daniela von Treuenfels
Homeschooling: die Schüler finden’s ganz okay

Der Fernunterricht bleibt deutlich unter seinen Möglichkeiten – an den Voraussetzungen in den Familien liegt das nicht. Das legt eine Umfrage nahe, die im Auftrag der Telekom-Stiftung unter Schülern und Eltern erstellt wurde. Demnach sind die Kinder technisch gut aufgestellt, Lehrer demotivieren mit wenig kreativen Konzepten.

„Ich hätte mir mehr Unterstützung von den Lehrern gewünscht. Ich habe das Gefühl, dass meine erledigten Aufgaben überhaupt nicht geprüft werden und das demotiviert mich vollständig. Die Lehrer chillen…“ So zitiert die Untersuchung „Schule zu Hause in Deutschland – Bestandsaufnahme im Corona-Lockdown aus Perspektive der Schülerinnen und Eltern“ einen 13jährigen. Ein anderer bestätigt ebenfalls, was viele Familien beklagen, über deren Wohnzimmern in den vergangenen Wochen Arbeitsblätter abgeworfen wurden: „Viele Themen in Mathe kann ich schon und ich finde es blöd, dass ich sie trotzdem noch machen muss. Die Wiederholungen langweilen mich“, erzählt ein genervter 10jähriger.

Es gibt aber auch positive Stimmen: „Zu Hause Schule zu haben, ist eigentlich ganz cool, meine Mutter ist eine gute Lehrerin“, sagt ein 10jähriger.
Die Mütter sind wenig überraschend mit 83,8% die größten Unterstützerinnen ihrer Kinder. Sie sind die Hauptansprechpartnerinnen, wenn Schüler beim Lernen auf Probleme stoßen oder Motivation benötigen. Die Väter werden vor allem bei technischen Fragen konsultiert. Die Großeltern sind mehr als doppelt so häufig gefragt (67,7 Prozent), wenn es um Motivation geht, als die Lehrkräfte (30,9 Prozent). Nur maximal 52 Prozent aller Kinder und Jugendlichen geben an, dass sie (fast) immer eine Rückmeldung von der Lehrkraft zu erledigten Aufgaben oder erbrachten Leistungen erhalten.

Dennoch kommt das Lernen zu Hause bei Kindern und Jugendlichen gut an, auch wenn ihnen der Austausch mit den Mitschülern und Lehrkräften extrem fehlt. Etwa 3,5 Stunden lernen Schülerinnen und Schüler nach eigenen Angaben pro Tag, sie tun das überwiegend strukturiert und sehen sich dabei technisch gut aufgestellt. Nahezu alle verfügen über die für die Bearbeitung von Aufgaben benötigten technischen Geräte wie Computer, Laptops und Smartphones. Auch dem häuslichen Arbeitsplatz stellen die Schüler ein gutes Zeugnis aus: Die Mehrzahl lernt im eigenen Zimmer oder kann meist in Ruhe arbeiten.

Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die die Deutsche Telekom Stiftung in Auftrag gegeben hat und bei der zum ersten Mal 10- bis 16-Jährige umfassend zu ihren Erfahrungen befragt werden. Klar wird dabei auch, dass Schulen und Lehrkräfte Wissen in Zeiten von Corona eher herkömmlich vermitteln, indem sie Arbeitsblätter per Mail versenden und die Schüler Texte lesen lassen. Kreative Wissensvermittlung zum Beispiel über echten Fernunterricht, Erklärvideos oder digitale Gruppenarbeit findet kaum statt.

Am meisten fehlt den 10- bis 16-Jährigen der Austausch mit den Mitschülern, das gemeinsame Lernen sowie die persönliche Unterstützung und das Feedback der Lehrkräfte. Etwa 70 Prozent der Befragten nennen die Tatsache, dass der Kontakt zu den Klassenkameraden fehlt, als größtes Problem der Schulschließungen.

Den meisten Raum beim Lernen zu Hause nehmen die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch ein. Bei den MINT-Fächern haben die 10- bis 16-Jährigen den größten Unterstützungsbedarf von Eltern, Lehrern oder auch Mitschülern. Hier werden Aufgabenstellungen zum Beispiel in Physik oder Informatik nicht so gut verstanden wie in Gesellschaftswissenschaften oder Fremdsprachen. Experimentelles Arbeiten bleibt auf der Strecke, obwohl hier digital gestützt Einiges möglich wäre.

Insgesamt kommen Mädchen besser mit dem Lernen zu Hause zurecht als Jungen. Gymnasiasten und Hauptschüler beurteilen das Pauken in den eigenen vier Wänden am positivsten, gefolgt von Grundschülern; am wenigsten positiv fällt das Urteil der Realschüler aus.

Die Online-Befragung zum Lernen zu Hause fand zwischen dem 19. und 24. April 2020 statt und wurde von dem Beratungs- und Forschungsunternehmen Accelerom AG in Kooperation mit iconKids & Youth und im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung durchgeführt. Befragt wurden 1.016 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren und ihre Eltern.

Die Ergebnisse der Umfrage können hier nachgelesen werden:

www.telekom-stiftung.de/Ergebnisbericht-Homeschooling

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