15. Jul 2024
Es gibt Zeugnisse! Viele Schüler befürchten, dass ihre schlechten Noten zu Stress und Ärger mit den Eltern führen könnten. Wer Sorgen oder Angst vor der Reaktion der Eltern auf das Zeugnis hat, kann sich an das Kinder- und Jugendtelefon oder an das Sorgentelefon der Schulverwaltung wenden.
Wenn die Noten nicht den Erwartungen entsprechen sollten, müssen Eltern, Lehrkräfte und Schüler gemeinsam die Ursachen erkennen, um gezielt Hilfestellung zu leisten. Tipps und Hinweise geben in Berlin die Experten am Sorgentelefon, wo Schüler und Eltern sich am 17 . Juli von 10 bis 13 Uhr beraten lassen können, um Lösungswege bei Zeugnisproblemen zu finden.
Stand Juli 2024
Darüber
hinaus - und natürlich nicht nur am Tag der Zeugnisausgabe - stehen die
schulpsychologischen Beratungsstellen in den Bezirken zur Verfügung: www.berlin.de
Beim Kinder- und Jugendtelefon der Nummer gegen Kummer stehen Anrufern ganzjährig kompetente Berater mit Rat und Tat zur Seite. Die Beratung erfolgt anonym, der Anruf ist sowohl aus dem Festnetz als auch vom Handy kostenlos.
Kinder- und Jugendtelefon: 116 111
ganzjährig, montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr
www.nummergegenkummer.de
Probleme in der Schule, schlechte Noten, hoher Leistungsdruck durch Eltern und Lehrer, zu wenig Unterstützung und Anerkennung für die eigenen Anstrengungen sind das ganze Jahr über - und besonders etwa zwei Monate vor der Zeugnisvergabe - ein wichtiges Thema am Kinder- und Jugendtelefon. Mit rund 28% der Anrufe sind schlechte Noten das zweithäufigste Thema im Bereich Schule und Ausbildung. „Manche Kinder trauen sich nicht nach Hause, laufen stundenlang in der Stadt herum und grübeln. Da ist es besser, beim Kinder- und Jugendtelefon anzurufen und gemeinsam mit den BeraterInnen zu überlegen, wie sie ihren Eltern die schlechte Nachricht überbringen können," ermutigt Beate Friese von Nummer gegen Kummer e.V. Der Verein bietet zusammen mit seinen Mitgliedsorganisationen die bundesweiten Beratungstelefone an.
„Die meisten Kinder brauchen dann erst einmal Trost," sagt Beate Friese. Wichtig ist es, konkret über die Ängste der Kinder zu sprechen. Nicht selten werden drastische Strafen verhängt: kein Handy, kein Internet, keine Freunde treffen, Lernen in den Ferien, herabsetzende Äußerungen wie „Versager" und ähnliches. „Wir versuchen mit den Kindern gemeinsam herauszufinden, wie die schlechten Noten entstanden sind. Dann stellen wir Überlegungen an, wie diese im kommenden Schuljahr verbessert werden können." Dabei äußern Kinder immer wieder den Wunsch nach mehr Unterstützung durch die Eltern.
Doch nicht alleine die Kinder machen sich bei der Zeugnisvergabe große Sorgen. Auch für viele Eltern ist dieser Tag manchmal mit Angst und Unsicherheit besetzt. Rund 17% der Anrufe am Elterntelefon im Bereich Kindergarten, Schule, Ausbildung drehen sich um das Thema schlechte Noten und Zeugnisse. Häufig sind die Erwartungen der Eltern an die schulischen Leistungen ihrer Kinder sehr hoch, manchmal zu hoch. Das ist verständlich, denn fast alle Eltern wünschen sich für ihre Kinder das Beste. Werden Erwartungen nicht erfüllt, sind Eltern enttäuscht. Zeugnisse sollten von Eltern jedoch nicht überbewertet werden. Sie beurteilen lediglich die Lernentwicklung des Kindes, nicht aber seine gesamte Persönlichkeit.
Beate Friese empfiehlt den Eltern daher Ruhe zu bewahren und erst einmal tief durchzuatmen. Dann das Zeugnis vollständig durchlesen und nicht direkt bei den schlechten Noten hängen bleiben und ein Donnerwetter veranstalten. Ein schlechtes Zeugnis können Eltern auch zum Anlass nehmen, um mit ihren Kindern einmal ausführlich über die Schule zu sprechen, z.B. fühlt sich das Kind wohl in der Schule, was braucht es zum Lernen, wer kann bei Schwierigkeiten helfen, wie können Lerndefizite aufgeholt werden usw.
Bisweilen
müssen Eltern auch die Ansprüche an die Kinder korrigieren. Denn nicht
selten berichten Kinder der „Nummer gegen Kummer", dass sie selbst
eigentlich ganz zufrieden mit ihren Leistungen sind, die Eltern aber
nicht. Bevor also ein schlechtes Zeugnis und Schulprobleme zu größeren
Konflikten in der Familie führen, können sich Eltern an das Elterntelefon
von Nummer gegen Kummer e.V. wenden, das unter der Telefonnummer
0800-111 0 550 montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr sowie dienstags und
donnerstags von 17 bis 19 Uhr zu erreichen ist. Zum Elterntelefon...
Eltern müssen ungerechtfertigte Zensuren nicht hinnehmen. In einem Interview mit der Zeitschrift "Test" der Stiftung Warentest erklärt die auf Schulrecht spezialisierte Anwältin Simone Pietsch, was Eltern gegen falsche Noten unternehmen können. Für den Anfang empfiehlt sie ein Gespräch mit dem Lehrer und nur im Notfall eine gerichtliche Klärung. Das alles aber grundsätzlich nur dann, wenn das betroffene Kind einverstanden ist. Sie erklärt auch, in welchem Fall man gegen falsche Noten vorgehen kann - nämlich immer dann, wenn diese bedeutsam für die weitere Schullaufbahn sind. Ausführliches unter folgendem Link: www.test.de
Berlin-familie-Autor Andreas Jakubietz erklärt aus juristischer Sicht im Detail, wann es erfolgversprechend ist, gegen ungerechtfertigte Noten vorzugehen. Das Fazit des Schulrechtsanwalts: Schulische Leistungsbewertungen, wie etwa auch einzelne Noten einer Klassenarbeit oder Klausur sind in der Regel nur im Rahmen der daran anknüpfenden Entscheidung über die Versetzung oder das Bestehen oder Nichtbestehen einer Prüfung mit Widerspruch bzw. Klage angreifbar.
- das sagen zumindest Experten. Ziffern sind keine geeignete Rückmeldung, Noten sind nicht objektiv, schlechte Noten sind demotivierend. Der Sinn von Schulnoten wird zunehmend in Frage gestellt, dennoch wird an dieser Art der Bewertung festgehalten.
Beiträge zur Debatte:
www.quarks.de/so-wenig-aussagekraeftig-sind-schulnoten
Literatur:
Björn Nolte, Philippe Wampfler: Eine Schule ohne Noten (Bern, 2021)
www.hep-verlag.ch/eine-schule-ohne-noten
Bildungspolitik - was Parteien, Organisationen, wissenschaftliche Einrichtungen zum Thema Schule und frühkindliche Bildung sagen.
Schule - Infos, Ideen, Akteure.
Darf das so sein? Warum geht das nicht? Wie ist das geregelt? Unsere Kolumnisten klären Schulrechtsfragen: Schulrechtsanwalt Andreas Jakubietz stellt Fallbeispiele aus seiner beruflichen Praxis vor. Die langjährigen Elternvertreter Constantin Saß und Ruby Mattig-Krone beantworten Elternfragen.
Kita: rund um Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung
Kindermedien: Apps und Webseiten für Kinder
Lernorte: Orte zum Lernen und Spaßhaben jenseits der Schule
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