Neugeborenen-Screening: Kinderärzte warnen vor kommerziellen Angeboten

13. Jan 2025

Daniela von Treuenfels
Neugeborenen-Screening: Kinderärzte warnen vor kommerziellen Angeboten

Kommerzielle Anbieter werben mit umfassenden Testmöglichkeiten, bieten den Eltern bei Erkrankung ihres Kindes jedoch nicht die Verknüpfung mit den hierauf spezialisierten pädiatrischen Einrichtungen.

Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in einer Stellungnahme hin. Eltern erhalten demnach weder eine strukturierte Therapieempfehlung noch die sofortige Integration in lebenswichtige Behandlungsprogramme. Dadurch könnten wertvolle Stunden und Tage verloren gehen, so der Verband. Zudem mangele es an Transparenz hinsichtlich der Testqualität und der Ergebnisse dieser privat angebotenen Verfahren.

„Der Zeitfaktor ist beim erweiterten Neugeborenen-Screening absolut entscheidend“, betont Prof. Dr. Georg F. Hoffmann von der Screening-Kommission der DGKJ: „Bei manchen Erkrankungen geht es innerhalb weniger Stunden um das Überleben des Kindes. Jede Verzögerung der Behandlung erhöht das Risiko schwerwiegender Schädigungen.“

Das erweiterte Neugeborenen-Screening, das jedem Baby in Deutschland frei zugänglich ist, wird ab dem 13. Januar 2025 durch neue Regelungen weiter verbessert, teilt der Verband der Kinderärzte mit. Optimierungen im Probentransport und in der Kommunikation zwischen Laboren und spezialisierten Kliniken sollen sicherstellen, dass die Abklärungsergebnisse innerhalb von maximal 72 Stunden direkt an die Eltern übermittelt werden. Ziel ist es, die therapeutische Versorgung noch schneller und effizienter zu gestalten.

Die DGKJ appelliert an werdende Eltern, sich umfassend über die Vorteile des etablierten Screening-Programms zu informieren und den wissenschaftlich fundierten Strukturen zu vertrauen. „Eltern müssen wissen, welchen lebensrettenden Nutzen das erweiterte Neugeborenen-Screening bietet“, erklärt Prof. Dr. Hoffmann. „Die medizinischen Standards und spezialisierten Netzwerke, die dahinterstehen, sind einzigartig und unverzichtbar.“

Das erweiterte Neugeborenen-Screening in Deutschland hat sich als Instrument zur Früherkennung schwerer Erkrankungen etabliert. Bereits wenige Stunden nach der Geburt ermöglicht eine Blutprobe aus der Ferse des Neugeborenen die Diagnose von aktuell 19 seltenen, aber schwerwiegenden Krankheiten, darunter Mukoviszidose und spinale Muskelatrophie. Dieses kostenfreie und flächendeckend zugängliche Programm gewährleistet nicht nur eine rasche Diagnose, sondern auch die direkte Anbindung an lebenswichtige Therapieprogramme. Die DGKJ warnt vor den Risiken, die mit kommerziellen Testangeboten verbunden sind: „Die kostenpflichtigen Tests haben keinerlei Anbindung an die hochspezialisierten Behandlungsnetzwerke.“

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