Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) empfiehlt Augenmaß beim Heizen der Kinderzimmer und „Verpacken“ der Kinder“. Außerdem sollen sich die Kinder auch im Winter viel an frischer Luft bewegen. Das beliebte Motto vieler fürsorglicher Eltern "viel hilft viel" ist hier grundverkehrt.
Wie viel Wärme braucht mein Kind? Angesichts fallender Außentemperaturen gewinnt diese Frage für viele Eltern an Bedeutung. Die meisten Eltern sind davon überzeugt, dass Kinder es schön warm haben sollen. Also heizen sie das Kinderzimmer auf mediterrane Temperaturen und packen ihr Kind zum Spaziergang in Mütze, Handschuhe, Schals, warmen Wollpullover und Anorak ein, bis es einer kleinen Kugel ähnelt. Nötig ist dies nicht. Darauf weisen die nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte hin.
“Temperaturen von 20-22° im Kinderzimmer reichen aus, damit das Kind tagsüber nicht friert. Nachts sollte das Kind bei geöffnetem Fenster und 18 Grad schlafen. Die frische feuchte Nachtluft ist besonders wichtig, wenn das Kind bereits einen Infekt hat, sie lässt die Schleimhäute abschwellen. Das Kind bekommt besser Luft und kann ruhig durchschlafen,” so Dr. Josef Kahl, Sprecher des BVKJ, LV Nordrhein. “Eltern fürchten häufig, Kinder könnten sich durch zu kühle nächtliche Raumtemperatur erkälten. Kinder werden jedoch in der Regel wach, wenn sie frieren und signalisieren das - auch als Säugling - durch Unruhe und Weinen."
Erkältungen werden in erster Linie durch Viren übertragen. Dass sie häufiger im Winter als im Sommer auftreten, hängt damit zusammen, dass sich die Menschen im Winter öfter in geschlossenen Räumen aufhalten und die Viren dadurch kurze Wege haben. Schon aus diesem Grund ist es gut, auch in der kalten Jahreszeit so oft wie möglich mit dem Kind nach draußen zu gehen und dort zu spielen. Der Aufenthalt an der frischen Luft ist zudem ideal, um sich und das Kind “abzuhärten”, also an kühlere Temperaturen zu gewöhnen.
Bei der Kleidung für draußen gelten dieselben Regeln wie beim Heizen: zu warm ist eher schädlich. Viele Kinder mögen es auch einfach nicht, bis zur Unbeweglichkeit vermummt zu werden. Sie wehren sich und entledigen sich aller wärmenden Kleidung, sobald sie außerhalb elterlicher Blicke sind. Daher schon beim Einkauf darauf achten, dass sich das Kind in den Kleidungsstücken bewegen kann. Zum Glück gibt es heute eine Vielzahl leichter und gleichzeitig wärmender Fasern. Es muss also nicht mehr der schwere, kratzige Wollpulli sein.
Der wichtigste Schutz vor Kälte ist jedoch die eigene Haut. Bei Kindern ist sie besonders empfindlich. Kälte vermindert die Durchblutung und reduziert die Produktion von Fett. Eltern sollten daher vor dem Gang nach draußen Gesicht und Lippen ihrer Kinder mit reichhaltiger Fettcreme schützen, besonders bei "Fahrtwind" durch Fahrrad, Roller oder Inliner. Gut sind Cremes mit Panthenol, Paraffin, Wollwachs oder natürlichen Ölen. Nachteil: sie lassen sich schlecht verreiben. Was hilft: vor dem Auftragen auf die Kinderhaut die Crème in den eigenen Händen verreiben. Das Auftragen selbst gelingt am besten, wenn man sich dabei hinter das Kind stellt.
Ebenfalls wichtig im Herbst und Winter: Gesunde Ernährung mit vielen Vitaminen, viel frischem Obst und Gemüse. Über eine eventuelle Grippeimpfung für ihre Kinder sollten sich Eltern bei ihrem Kinder- und Jugendarzt beraten lassen.
Viele weitere Informationen zur Kindergesundheit bietet die Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)
www.kinderaerzte-im-netz.de
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