Kinder- und Jugendreisen nach der Pandemie weiter fördern

02. Dez 2022

Quelle: Bundestag

Der Tourismusausschuss hat sich bei einer öffentlichen Anhörung am Mittwochnachmittag bei sechs Sachverständigen zum Thema Kinder- und Jugendreisen informiert.

Die Fachleute waren sich einig in ihrem Appell an die Abgeordneten, dass die Hilfen für die Angebote der Teilhabe an Kinder- und Jugendliche nicht wie geplant Ende des Jahres auslaufen, sondern fortgeführt werden sollten.

Heiko Frost, Vorsitzender des Verbands Deutscher Schullandheime, betonte, dass die Mittel verstetigt werden müssen, um die Einrichtungen auch künftig geöffnet halten zu können. Zudem müsse es in der Ausbildung von Lehrkräften ein Schwerpunkt in der Vorbereitung und Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrer geben, damit diese weniger Angst haben, eine Klassenfahrt durchzuführen. „Wir müssen das Thema in der Ausbildung mehr fördern, damit sich die Lehrkräfte überhaupt trauen, das ist in der Konsequenz dann auch besonders wichtig für die Kinder“, sagte Frost.

Oliver Peters, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerks, sprach sich auch deutlich dafür aus, die Teilhabe-Programme weiterlaufen zu lassen: Im Rahmen des „Corona-Aufholpakets“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend habe man 30.000 Tage an Kinder- und Jugendlichenaufenthalten vermitteln können und einige tausend Familien zu Gast gehabt, bilanzierte Peters. Er bat die Abgeordneten darum, den in der geplanten Energiepreisbremse angelegten Referenzzeitraum 2021 zu überdenken. „Dieser Referenzzeitraum ist schwierig, weil da viele Häuser wegen Corona geschlossen hatten“, so der Sachverständige. Das führe dazu, dass statt 80 Prozent nur 50 Prozent der Entlastung bei den Jugendherbergen ankommen werden.

Anne Riediger, Geschäftsstellenleitung der Reisenetz - Deutscher Fachverband für Jugendreisen, warb ebenfalls für die Verstetigung der Mittel, nur so könne sichergestellt werden, dass „alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden, denn alle sollten einen Zugang zum Reisen erhalten.“ Bei der Förderung von Klassen, aber auch Freizeitreisen sei es zudem wichtig, nicht nur die Kinder und Jugendlichen aus den unteren Einkommensklassen zu adressieren, sondern auch die Mittelschicht mitzudenken. Riediger schlug dafür Reisegutscheine vor, mit denen die Adressierten gezielt auf die Angebote zugreifen könnten, die sie auch wirklich interessierten.

Dennis Peinze, Geschäftsführer des Bundesforums Kinder- und Jugendreisen, forderte, dass Hilfspakete für Investitionen in Anbieter von Kinder- und Jugendreisen leichter und schneller zugänglich sein müssten. „Die Preissteigerungen bringen manche Häuser an ihre Grenzen“, sagte Peinze bei der Anhörung. Dass 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht an Klassen- oder Gruppenreisen teilnähmen, liege unter anderem daran, dass die Eltern Bedenken bei der Sicherheit ihrer Kinder hätten. Diesen Befürchtungen könne man entgegentreten, indem man die hohe Qualität der Angebote noch stärker unterstreiche und vermittle, dass der Fürsorgepflicht jederzeit verlässlich nachgekommen werde.

Wendelin Haag, Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings, wies auf die großen Lücken hin, die beim jugendlichen Ehrenamt durch die Corona-Pandemie entstanden seien: „Es gibt einen großen Bedarf an Ehrenamtlichen, aber um die zu gewinnen, brauchen wir bessere Rahmenbedingungen“, so Haag. So müsse dafür gesorgt werden, dass den Ehrenamtlichen genügend Hauptamtliche gegenüberstünden, um sie zu unterstützen. Außerdem müsse es leichter sein, Freistellungen in Ausbildung oder Studium zu erhalten, wenn man sich im Bereich der Kinder- und Jugendreisen engagieren wolle.

Burkhard Schmidt-Schönefeldt, Geschäftsführender Gesellschafter der ruf Jugendreisen GmbH & Co. KG, kritisierte die Schwierigkeiten, die gewerblichen Anbieter von Kinder- und Jugendreisen im Vergleich zu gemeinnützigen Anbieter hätten. Er wünsche sich da eine bessere Gleichbehandlung, schließlich verfolge man auf beiden Seiten das gleiche Ziel: Das Reisen für alle Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen. Das Unternehmen ruf lege dabei zudem Wert darauf, ein „ideologiefreies Angebot“ zu unterbreiten, das losgelöst sei von parteipolitischen oder religiösen Hintergründen.

aus "Heute im Bundestag" vom 30.11.2022

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