Seewanderung: Eichlerstich und Faulhaberstich

07. Nov 2022

Norman Heise
Seewanderung: Eichlerstich und Faulhaberstich

Aus dem Tonloch in dein Haus: Wer in einem Berliner Altbau lebt, hat sehr wahrscheinlich einen Ziegel aus Zehdenick in der Wand.

Beim Bau der Eisenbahnlinie zwischen Löwenberg und Templin in den 1880er Jahren wurden große Tonvorkommen unter den Havelwiesen entdeckt. Und so entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts nördlich der Hauptstadt einer der größten Ziegeleistandorte Europas. Mit über 100 elektrisch angetriebenen Binnenschiffen, deren Strom teilweise mit Wasserkraft erzeugt wurde, transportierte man um 1900 jährlich bis zu 200 Mio. Ziegel- und Kalksandsteine nach Berlin. Allein im Jahr 1910 wurden dort 625 Millionen Mauerziegel in 44 Ziegeleien mit 57 Hoffmannschen Ringöfen gebrannt.

Für den Tonabbau wurden immer neue Gruben, sogenannte Stiche, angelegt. Viele tragen noch heute die Namen der Ziegeleibesitzer, es gibt aber auch beispielsweise den Mieten-Stich oder, etwas rätselhaft, den Kinder-Stich. Sehr eindeutig ist dagegen der Name des Germania-Stiches, hier hat sich die größenwahnsinnige Phantasie der Nazis von der „Welthauptstadt Germania“ verewigt.

Die aus den Tagebauen entstandenen Seen, insgesamt sind es 60, sind heute ein Naturschutzgebiet. Im Lauf der Jahrzehnte haben Flora und Fauna sich ihr Revier zurückgeholt, und mehr als das: Die eng beieinanderliegenden Gewässer sind reich an Fisch und bieten vielen Vogelarten einen attraktiven Lebensraum.

Industriegeschichtlich Interessierte finden hier mit dem Ziegeleipark Mildenberg ein außergewöhnliches Freilichtmuseum. Der „Ziegeleipfad“, ein Wanderweg zwischen Zehdenick und Burgwall, führt vorbei am Schiffermuseum, der Tonlorenbahn, einem Aussichtsturm und natürlich dem weitläufigen ehemaligen Ziegeleistandort, an dem Milliarden von Backsteinen gebrannt wurden.

Da die Tonstiche nicht auf einmal sondern nach und nach stillgelegt wurden, ist die Renaturierung unterschiedlich vorangeschritten. Der Germania-Stich war schon 1925 ausgetont, der Radtke-Stich 1964. Der letzte Ziegeleibetrieb wurde 1991 geschlossen.

Die Seen sind recht klein und gut im Doppelpack umrundbar. Nach unserem Ausflug an den Burgwaller Waldsee und den Großen Burgwaller Stich müssen wir also bei 56 verbliebenen Seen nur noch 28 Mal wiederkommen -)

Wir starten mittendrin.

Südlich des Eichlerstiches etwa auf Höhe der Halbinsel, die ins Wasser ragt, laufen wir auf der Straße „Am Neuhofer Stich“ nach Osten bis zur Straße „Am Eichler Stich“. Diese führt am Ostufer nach Norden.

Ab der folgenden Kreuzung entspinnt sich ein Weggeflecht. Am besten über die Karte orientieren. Als Beschreibungsversuch: An der ersten Kreuzung rechts abbiegen, an der folgenden Kreuzung den zweiten Weg von links nehmen, also quasi geradeaus laufen und an der folgenden Gabelung auch links halten. Wer nicht wieder am Seeufer oder im dichten Wald landet, findet nach 160m eine weitere Kreuzung, die nach links auf ein offenes Feld bzw. eine Wiese führt. Auf der anderen Seite geht es wieder in den Wald. Ab hier ist der Stich auch wieder in Sicht, aber hinter Häusern und Zäunen unzugänglich.

Das ändert sich wieder ab der nächsten Kreuzung, wo wir uns wieder links halten und so auf dem Hoch- und Stapelweg landen.

So geht es zwischen dem Schultze-Hübner-Stich im Norden und dem Eichlerstich im Süden nach Westen.

Am Ende des Weges befindet sich eine Straße, hier links abbiegen und dann direkt nach rechts in die Straße „Ziegelei Werk Abt. 4“ abbiegen. Die Straße gabelt sich zu Beginn. Wir bleiben auf dem Hauptweg auf der linken Seite.

Es gibt ab hier erstmal kein Wasser zu sehen, dafür erinnern die Bauten links und rechts des Weges ein wenig an Lost Places. Teilweise gibt es Hinweise auf Bewohner, teilweise hofft man, dass hier niemand wohnen muss.

Es folgen drei Abbiegungen nach rechts. Wir nehmen die letzte Abbiegung. Nach einer weiteren Kurve kommt der Faulhaberstich auf der rechten Seite in Sicht. Der Weg schlängelt sich etwas hin und her.

Auf der linken Seite zeigt sich auch die Havel in Ausschnitten, denn es folgen ein paar Mini-Grundstücke mit Mini-Häuschen. So geht es von der bebauten West-Seite des Stiches auf die kaum bebaute Nord-Seite.

Der Weg mündet später in den Zehdenicker Ziegeleiweg. Der bringt uns auf die Ostseite des Faulhaberstiches und die Westseite des Schultze-Hübner-Stiches.

Linker Hand folgt der Eichlerstich und rechter Hand der Neitzelstich.

Am Ende des Eichlerstiches wieder links abbiegen in die Straße namens „Am Neuhofer Stich“. Nach ein paar Metern endet die Runde am Ausgangspunkt.

Die Tour zum Nachwandern unter www.komoot.de

Quellen / Leseempfehlungen

www.uckermaerkische-seen-naturpark.de/Unterwegs_Zehdenick.pdf

lfu.brandenburg.de/natur/natura-2000/ffh-zehdenicker-mildenberger-tonstiche

Eichler- u. Faulhaberstich

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Norman wandert fast jeden Sonntag um einen See herum. Meistens in Brandenburg, manchmal in Berlin, und sogar in seinen Urlauben findet er immer ein Gewässer, das sich umrunden lässt. Seine Ausflüge dokumentiert er auf seinem Blog und der Wanderplattform Komoot. Wir übernehmen die Wandertipps unserer Region und ergänzen sie mit Wissenswertem, interessanten Details oder kuriosen Geschichten, die wir im Netz finden.

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