Seewanderung: Klinger See

24. Jun 2024

Norman Heise
Seewanderung: Klinger See

14 Kilometer durch einen Teil der Bergbaufolgelandschaft Jänschwalde. Touristische Anziehungspunkte und Sperrgebiete bilden Lausitzer Koexistenzen.

Übersetzt man „Lausitz“ mit seiner Herkunft aus dem Niedersorbischen nicht mit „sumpfige, feuchte Wiesen“, sondern etwas freier mit „Pfütze“, dann heißt der Süden Brandenburgs mit dem Spreewald soviel wie „Pfützenland“. Mit der Folgenutzung der ehemaligen Tagebaulandschaft als künstliches Seengebiet sind viele neue Pfützen hinzugekommen. Auch der Klinger See entsteht durch die Flutung des Restloches des Tagebaus Jänschwalde.

Klinge hieß der Ort, der nach 1980 bis auf einen kleinen Teil um den Bahnhof abgebaggert wurde. Die Gegend ist nicht nur geologisch, sondern auch kulturhistorisch von Bedeutung. Im Jahr 1903 fand man in einer Tongrube südlich der Eisenbahnlinie Cottbus-Forst das vollständige Skelett eines Mammuts. Eine originalgetreue Nachbildung steht heute im Gebäude der Kreisverwaltung in Forst. Im Jahr 1915 gab es bei dem Aufschluss einer neuen Tongrube einen spektakulären Fund der Lausitzer Kultur, ein Kronenhalsring. An der nördlichen Gemeindegrenze wurden um 1930 Hügelgräber entdeckt. In den Jahren ab 1977 fanden systematische Grabungen statt, durch die eine Vielzahl von Schmuck- und Arbeitsgegenständen sowie Waffen geborgen werden konnten. Die Funde stammen aus der Schnurkeramik- und Trichterbecherkultur.

In Klinge stand bis zur Devastierung das „Raubrittertor“, mit drei Ritterbüsten. Den Köpfen der Ritterbüsten fehlten die Unterkiefer. Es heißt, bereits im Mittelalter soll hier eine Sumpfburg gestanden haben. Die hier hausenden Raubritter überfielen Reisende und warfen sie ins Burgverlies. Wenn ihre Angehörigen das geforderte Lösegeld nicht zahlen konnten, hätten sie den Gefangenen die Unterkiefer abgeschnitten. Nach Beendigung der Bergbauarbeiten in der unmittelbaren Umgebung des Ortes und der Aufhebung der bergbaulichen Unterschutzstellung, wurde das Raubrittertor im verbliebenen Teil des Ortes erneut aufgebaut.

Im Jahr 1927 landete ein amerikanisches Flugzeug auf einem Acker am Dorf. Es war eine Notlandung am Ende der zweiten Ozeanüberquerung von Amerika aus nach Europa. Das eigentliche Ziel war Berlin. Zur Erinnerung an den Piloten Chamberlain erhielt das Gasthaus Scheppan in Klinge den Namen „Gaststätte Chamberlain“. Das Haus steht noch heute und wird als Wohnhaus genutzt.

Der Klinger See entsteht seit 2000. Seit ein Wasserstand von 34 Metern erreicht wurde, speist sich der Tagebaurestsee aus Grundwasser. Wann die Flutung abgeschlossen sein wird, ist derzeit noch nicht geklärt.

Unsere Wanderung beginnt am Bahnhof Klinge, der von Berlin über Cottbus sehr gut erreichbar ist. Vom Bahnhof laufen wir zur Straße, über den Bahnübergang, folgen der Straße immer geradeaus, bis wir kurze Zeit später zum ersten Mal am See stehen.

Vom Aussichtspunkt wenden wir unseren Blick in Richtung des weißen Raubrittertores und laufen in dessen Richtung. Kurz davor biegen wir nach links auf den asphaltierten Weg ab und folgen ihm die nächsten ca. 1,2km. Hier gabelt sich ein kleiner unbefestiger Weg nach links ab.

Wir wandern jetzt am Ostufer nach Norden. Am nördlichsten Punkt des Sees bzw. etwas dahinter treffen wir wieder auf eine Straße, können aber auf einem breiten Weg neben der Straße bleiben, der nach links schwenkt.

So umrunden wir die nördliche Bucht. Dahinter führt ein breiter Weg schnurgerade nach Süden. So erreichen wir das langgezogene Nordufer, wo wir aber wenig Sicht auf den See haben, weil es einen hohen Erdwall gibt, der zunächst die Sicht versperrt.

An der Stelle, wo der Weg nach rechts abbiegt, kann man noch ein Stück weiter, leicht bergauf, in Richtung des Sees laufen und nach rechts abbiegen und so weiter nach Westen laufen.

Die nächsten knapp 3km biegen wir nicht ab. Dann erreichen wir das kurze Westufer und biegen auf den Weg nach links ab, der dicht am Erdwall bleibt.

So erreichen wir das Südufer, wo es schnurgerade nach Osten geht. Nach ca. 2km schwenkt der Schotterweg nach rechts in den Wald. Dort auch gleich wieder nach links abbiegen. Laut Karte kann man auch geradeaus laufen, aber dort war es ziemlich zugewachsen.

Nach etwa 460m gabelt sich der Weg. Wir laufen auf dem linken Weg weiter, der uns zurück in Richtung Ufer bringt.

Dort wo der Weg wieder auf asphaltierten Untergrund wechselt, gibt es eine Freiluftausstellung. Wir haben sie aus Zeitgründen nicht besucht. Nach ca. 300m sind wir wieder in der Nähe des Aussichtspunktes und des Raubrittertors und biegen nach rechts in die Straße, die uns zurück zum Bahnhof bringt und die wir schon vom Hinweg kennen. Am Bahnhof endet unsere Runde.

Die Tour zum Nachwandern unter www.komoot.com

Quellen / Leseempfehlungen

wikipedia.org/wiki/Klinger_See

wikipedia.org/wiki/Klinge_(Wiesengrund)

www.forst-lausitz.de/klinger-see

www.lausitzer-museenland.de/freilichtmuseum-zeitsprung-klinge

www.archiv-verschwundene-orte.de

www.lmbv.de/flutungsstand

Klinger See

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Norman wandert fast jeden Sonntag um einen See herum. Meistens in Brandenburg, manchmal in Berlin, und sogar in seinen Urlauben findet er immer ein Gewässer, das sich umrunden lässt. Seine Ausflüge dokumentiert er auf seinem Blog und der Wanderplattform Komoot. Wir übernehmen die Wandertipps unserer Region und ergänzen sie mit Wissenswertem, interessanten Details oder kuriosen Geschichten, die wir im Netz finden.

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