Eine wahre Geschichte aus dem Sonnenstaat Kalifornien. Von einem schwarzen Jugendlichen aus einfachen Verhältnissen. Von einem queeren Teenager aus einem behüteten Elternhaus. Das Zusammentreffen der beiden endet tragisch. Ein gut recherchierter Roman über Jugend, Gewalt und Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft. Für junge Leute ab 14.
Bus 57 ist die Geschichte von zwei Jugendlichen in Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien.
Richard
ist ein afroamerikanischer Junge, der in einem sozial schwachen Viertel
am Fuße der Hügel aufwächst. Freunde und Nachbarn geraten in
Schwierigkeiten, werden sogar erschossen. Die Gefahr, hier als
Jugendlicher kriminell zu werden und /oder sein Leben zu verlieren, ist
groß. Doch Richard trifft in seiner Schule eine ganz besondere
Schulhelferin und Richard möchte es schaffen, seine Schule zu beenden
und einen vernünftigen Job bekommen. Er ist auf einem guten Weg.
In Oakland fließt das Geld bergauf. Sasha wohnt weiter oben in Oakland in einer wohlhabenderen Gegend als Richard. Sasha besucht die Maybeck Highschool. Die Lehrer hier behaupten, dass es keine Cliquen an der Schule gibt. Ganz stimmt das wohl doch nicht, aber die Schüler gehen nett miteinander um und akzeptieren sich. Sasha wurde als Luke geboren, doch begreift sich als genderqueer. Sier fühlt ich weder männlich noch weiblich und mag es, Röcke zu tragen. (Im Buch gibt es eine Erklärung zur Wahl der Personalpronomina).
Die Busline 57 zieht sich diagonal durch Oakland und verbindet die Gegend mit den Einfamilienhäusern auf den Hügeln mit den sozial schwachen Nachbarschaften. Die Linie beginnt an der nordwestlichen Ecke Oaklands und endet nicht weit von Richards Haus. Sasha und Richard benutzen beide die Buslinie 57 auf dem Weg zu ihren Schulen. Ihr Weg überschneidet sich 8 Minuten. Ohne den Bus 57 hätten sich beider Leben wohl nie gekreuzt.
Richard, der mit Mitschülern in den Bus steigt, bemerkt, dass Sasha einen Rock trägt. Sie verstehen es nicht und lachen darüber. Richard zündet übermütig den Rock von Sasha an. Der Rock fängt Feuer, schneller als Richard es erwartet hat und Sasha erleidet schwere Verbrennungen. Es wird lange dauern, bis Sasha wieder normal ins Leben zurückfindet. Aus jugendlichem Leichtsinn, geschuldet dem Heischen um Anerkennung, ist eine schwere Straftat geworden.
In den ersten beiden Teilen des Buches lernen wir die beiden Jugendlichen und ihr Lebensumfeld kennen.
Sashas
Eltern sind verständnisvoll und gehen aufgeklärt damit um, dass Sasha
queer ist. Auch wir erfahren viel über genderqueere Menschen und was es
für Begriffe für Gender und Geschlecht gibt. Es gibt z.B.
Agender/Neutrois, die sich nicht als ein bestimmtes Geschlecht
identifizieren, Androgyne identifizieren sich als ein drittes
Geschlecht, Genderquestioning ist sich unsicher, wo sier sich auf dem
Geschlechtsspektrum befindet und so gibt es noch viel mehr Unterschiede
und Abstufungen wie auch andere Menschen, die ihr Geschlecht klar
definieren, natürlich nicht in allen Dingen gleich sind, sondern
einzigartig in ihrem Wesen.
In Richards Leben haben solche
Überlegungen keinen Raum. In seinem Umfeld sind die Probleme so groß,
dass Menschen, die ihr Geschlecht nicht klar definieren können oder
wollen, es wahrscheinlich so schwer damit haben, dass sie es verbergen
müssen. Richard ist schon einmal straffällig geworden. Seine Mutter,
aber auch er wollen alles dafür tun, dass er eine vernünftige Ausbildung
bekommt. Denn das kriminelle Leben ist auch gefährlich. In seiner
Nachbarschaft sind bereits Jugendliche erschossen worden.
Mithilfe
seiner Schulhelferin, über deren schwere Jugend wir auch einiges
erfahren, ist Richard auf einem guten Weg, als es zu der Tat kommt.
Der dritte Teil des Buches befasst sich mit der Tat, den Vernehmungen und Vorbereitungen zum Prozess.
Richard
ist geständig und kooperiert mit der Polizei, dennoch soll er nach
Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden, was bedeutet, dass er mit
erwachsenen Straftätern zusammen ins Gefängnis kommen würde. Viele Dinge
laufen bereits während seiner Untersuchungshaft schief. Er bedauert
seine Tat uns schreibt einen Entschuldigungsbrief an Sasha und seine
Familie, doch sein Pflichtverteidiger hält diesen Brief aus taktischen
Gründen zurück. Bei seinen Befragungen stellt sich auch immer wieder die
Frage, ob er vorverurteilt wird, weil er schwarz ist und auch weil er
bereits straffällig geworden war.
Wir lesen im dritten Teil auch von den Konsequenzen für Sasha, den Klinikaufenthalten und wie sier mit den Verbrennungen, die sier erlitten hat, umgeht.
Im vierten Teil geht es dann um das Urteil und dessen Folgen.
In diesem Buch werden gleich mehrere Thematiken aufgegriffen und wir erfahren einen tiefen Einblick in: das amerikanische Justiz- und Schulsystem, genderqueeres Leben, die Probleme der afro-amerikanischen Bevölkerung, Chancenungleichheit nach Herkunft und soziale Unterschiede in einer US-amerikanischen Stadt.
Es könnte überfrachtet und gewollt wirken, beruhte das Buch nicht auf einer wahren Geschichte, die sich im Jahr 2013 zugetragen hat. Die Autorin Dashka Slater hat sich eingehend mit dem Fall befasst, viele Beteiligte befragt und daraus ist dieses bemerkenswerte Buch entstanden. Sie beschreibt die Lebensumstände der Familien gut und nie wertend.
„Bus 57“ ist mittlerweile zweifach für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Es würde sich sicher auch gut als Schullektüre eignen und kann informieren und zu vielfältigen Diskussionen anregen.
Slater, Dashka (Text) Ann Lecker (Übersetzung)
Loewe Verlag
978-3-7432-0363-1
18,95 €
ab 14
Unsere Buchtipps sind Empfehlungen der Buchhandlung Schwericke in Lichterfelde. Der Laden liegt direkt am S-Bahnhof Botanischer Garten. Natascha, im Team verantwortlich für den Bereich Kinder- und Jugendbuch, stellt an dieser Stelle regelmäßig exklusiv für berlin-familie.de eine Neuerscheinung oder einen gut abgelagerten „Mustread“ vor.
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