05. Mär 2021
Shoppingerlebnis im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts und seinen Einkaufspalästen: Ein kindgerechtes und detailreich gezeichnetes Sachbilderbuch zur Geschichte der Warenhäuser. Ab 8 Jahre.
Winter 1904. Émile sitzt mit seiner Mutter im Zug von Paris nach Berlin. Durch das Zugfenster sehen wir eine verschneite Winterlandschaft. „Wann sind wir endlich da, Mamam?“ Wie alle Kinder zu allen Zeiten ist Émile auf der Reise aufgeregt und voller Vorfreude. Er war noch nie so weit weg von zu Hause. Sie wollen in den Zoo und auch Weihnachtseinkäufe machen.
Nach dem Zoobesuch bummeln Émile und seine Mutter noch ein wenig über den Kurfürstendamm. Wir sehen sie am Eingang der „Elektrischen Hoch- und Untergrundbahn Zoologischer Garten“. Im Hintergrund ist die unbeschädigte Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu sehen. Mamam will weiter zum Leipziger Platz. Wir sehen Émile und seine Mutter auf der Leipziger Straße. Das riesige Warenhaus erstreckt sich vor ihnen auf einer Doppelseite. Émile stellt fest, dass es größer ist als alle Warenhäuser, die er aus Paris kennt. Mamam hat im Reiseführer gelesen, dass das Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz die allerneueste Erweiterung des Hauses ist. Sie betreten das Haus durch das riesige Eingangsportal in der Leipziger Straße. Émile bestaunt die Pfeiler der Eingangshalle, die mit Märchenmotiven verziert sind und erkennt auch gleich das Märchen Dornröschen. Aber Mamam will einkaufen.
Während seine Mutter sich umschaut, erkundet Émile das Kaufhaus alleine. Die berühmte Rolltreppe ist leider so voll, dass er den Fahrstuhl benutzt. Er gelangt in die Zooabteilung, in der es lebende Tiere, sogar Reptilien, gibt. Leider kann Émile kein deutsch. Wie gut, dass die sehr junge Verkäuferin, die ihn anspricht, französisch spricht. Sie möchte ihm alles zeigen, aber Émile stößt an ein Terrarium mit Mäusen und eine Maus entwischt. Die beiden müssen die Maus wieder einfangen, da die kleine Verkäuferin sonst Ärger bekommt und eine Mäusejagd durch das ganze Haus beginnt.
Wir jagen mit den beiden Kindern durch das ganze Haus und lernen viele prachtvolle Abteilungen des Hauses kennen, die wir in einem Kaufhaus nicht erwartet haben. Es geht durch riesige Hallen mit den wundervollsten Waren. Die kleine Maus, die immer wieder entwischt lenkt unser Augenmerk auf liebevolle Details der Gestaltung des Kaufhauses und wir sehen dabei viele besondere Designs der Architektur. Die in zarten Tönen gehaltenen detailverliebten Illustrationen lassen uns mit allen Sinnen in die vergangene Pracht der Warenhäuser eintauchen. Am Ende der Geschichte können wir auf einem Plan die Mäusejagd durch das Haus nachvollziehen und bekommen alle Abteilungen aufgezählt.
Um die Jahrhundertwende sind viele Warenhäuser entstanden. In einem ausführlichen Anhang erfahren wir die Geschichte der Warenhäuser allgemein und lernen Warenhäuser aus aller Welt kennen und bekommen viel Wissen über sie vermittelt. Ohne Telefon und Internet musste man seine Waren im Warenhaus oder Geschäften kaufen. Aber auch die Geschichte des Warenhauses Wertheim am Leipziger Platz ist genau aufgeschrieben. Wir erfahren, dass die jüdischen Besitzer Ende der 30er Jahre gezwungen wurden, das Haus an nichtjüdische Deutsche zu übertragen.
Das letzte Bild zeigt uns, was noch vor einigen Jahren vom großen Wertheim-Haus übrig geblieben ist: Der Tresorraum des Kaufhauses, neben dem noch ein Rest eines Pfeilers zu sehen ist.
Thilo Krapp (Text und Illustration)
Thilo Krapp -
Illustrationen Berlin (thilo-krapp.com)
Gerstenberg Verlag
978-3-8369-6077-9
20,00 €
ab 8 J.
Unsere Buchtipps sind Empfehlungen der Buchhandlung Schwericke in Lichterfelde. Der Laden liegt direkt am S-Bahnhof Botanischer Garten. Natascha, im Team verantwortlich für den Bereich Kinder- und Jugendbuch, stellt an dieser Stelle regelmäßig exklusiv für berlin-familie.de eine Neuerscheinung oder einen gut abgelagerten „Mustread“ vor.
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