Es war einer der aufregendsten Momente, als ich diesen Vogel zum ersten Mal beobachten konnte. Beim Männchen mit seiner schwarzen Augenbinde glaubt man, den Zorro unter den Vögeln vor sich zu haben. Etwas gruselig scheint es, dass der Neuntöter seine Beute wie Insekten, aber auch kleine Vögel und Mäuse auf Dornen und spitze Zweige zur Vorratshaltung spießt. Mit seiner hakenförmigen Schnabelspitze und den scharfen Krallen erscheint er wie ein Greifvogel im Kleinformat. In früheren Zeiten erhielt er den Namen, weil geglaubt wurde, er würde erst neun Tiere aufspießen, bevor er sie verzehrt.

Wer den Neuntöter beobachten möchte, sollte sich in einer strukturreichen Landschaft mit vielen Hecken mit Dornbüschen umsehen. Dieser Lebensraum befindet sich zum Beispiel auch an der Stadtgrenze Berlins. Nachmittags und in den Abendstunden sitzt der Neuntöter gern auf seinen Warten, späht nach Beute und zeigt gleichzeitig an, dass es sein Revier ist. So kann man ihn leicht entdecken. Allerdings sollte man nicht zu lange warten, denn bereits ab Mitte Juli ziehen die Neuntötereltern schon wieder ins afrikanische Winterquartier. Die Jungvögel fliegen etwas später nach. Zurück kommen die Zorros erst wieder im darauf folgenden Mai.
(ul)

Vogelportrait beim NABU

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